Hirntod

 (dpa)

Der Hirntod meint das unwiderrufliche Ende aller Funktionen des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms aufgrund von weiträumig absterbenden Nervenzellen. Er ist als Todeskriterium mit wenigen Ausnahmen weltweit anerkannt. In Deutschland gilt er als Voraussetzung für eine Organentnahme.

Die Definition des Hirntods beruht auf einem 1968 veröffentlichten Konzept der Harvard Medical School. Vorher galt ein Mensch als tot, wenn seine Atmung und Herztätigkeit stillstanden. Durch die Entwicklung der künstlichen Beatmung und anderer intensivmedizinischer Techniken wurde deutlich, dass diese Definition nicht mehr trägt.

Gegner des Hirntod-Konzepts gehen davon, dass das menschliche Empfindungsvermögen mit dem Hirntod noch nicht erloschen ist. Auch untergeordnete Strukturen seien zu Wahrnehmungen von Schmerz- und Berührungsreizen fähig. Umso problematischer wäre damit eine Organentnahme. 2008 äußerte der Bioethikrat der USA in diesem Sinn Bedenken gegen die geltende Definition. Seitdem gerät die Hirntod-Definition im Zusammenhang mit der Transplantationsmedizin immer wieder in die Kritik.

Die beiden großen Kirchen haben 1990 das Hirntod-Kriterium unterstützt. "Mit dem Hirntod fehlt dem Menschen die unersetzbare und nicht wieder zu erlangende körperliche Grundlage für sein geistiges Dasein in dieser Welt", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Der Hirntod eines Organspenders muss gemäß Transplantationsgesetz und Vorschriften der Bundesärztekammer von zwei dafür qualifizierten Ärzten unabhängig voneinander festgestellt werden. Sie dürfen weder an der Entnahme noch an der Übertragung der Organe des Organspenders beteiligt sein.

Drei Prüfschritte sind notwendig: Zuerst überprüfen die Ärzte, ob der Patient akute schwere Hirnschäden hat. Damit soll ausgeschlossen werden, dass es sich nur um einen zeitweiligen Ausfall der Hirnfunktion durch eine Vergiftung, Medikamente, eine Unterkühlung oder einen Kreislaufschock handelt. Im nächsten Schritt kontrollieren die Ärzte, ob die über den Hirnstamm vermittelten Reflexe ausgefallen sind. Dann wird überprüft, ob die vom Gehirn gesteuerte Spontanatmung ausgefallen ist. (KNA)