Künstliche Befruchtung zielt darauf ab, eine Schwangerschaft mit Hilfe medizinischer Verfahren herbeizuführen. Sie soll Paaren zu Nachwuchs verhelfen, deren Babywunsch seit längerer Zeit unerfüllt bleibt.
Das weltweit erste "Retortenbaby" kam 1978 in England zur Welt, das erste deutsche 1982 in Erlangen. Seitdem steigen die Zahlen. 2015 wurden in der Bundesrepublik erstmals über 20.000 Jungen und Mädchen mit Hilfe der Reproduktionsmedizin geboren. Zum Vergleich: 2011 waren es laut offiziellem Register erst 7.000. Weltweit sind es mittlerweile mehr als acht Millionen.
Die Nachhilfe beim Kinderkriegen hat sich zu einem Milliarden-Geschäft entwickelt. Allein in Deutschland sind nach Angaben von Gynäkologen-Verbänden rund 15 Prozent der Paare ungewollt kinderlos, Tendenz steigend. Gut 130 Kinderwunsch-Behandlungszentren bieten hierzulande ihre Dienste an.
Je nach Ursache stehen verschiedene Methoden bereit: Bei der Insemination übertragen Ärzte männlichen Samen in die Gebärmutter der Frau. Bei der In-vitro-Fertilisation (IvF) finden die Spermien in einem Reagenzglas selbst den Weg in die Eizelle.
Die Finanzierung sorgt immer wieder für Streit. Bei Verheirateten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen mindestens die Hälfte der Kosten, jedoch nur für die ersten drei Behandlungen. Hinzu kommt eine staatliche Förderung. Seit 2016 können auch unverheiratete Paare unter bestimmten Voraussetzungen Geld vom Staat für eine Behandlung bekommen.
Von Anfang an hat die künstliche Befruchtung ethische Debatten ausgelöst. Das Embryonenschutzgesetz definiert befruchtete Eizellen als menschliche Wesen. Auch nach der Lehre der katholischen Kirche haben Embryonen als "Träger der unbedingten Menschenwürde" Anspruch auf einen vollen Lebensschutz.
Die Kirche lehnt künstliche Befruchtungen ab. Kinder sollten nicht durch technische Verfahren entstehen, sondern aus der liebevollen Vereinigung von Vater und Mutter. Weiterer Kritikpunkt: Moderne Methoden machten Zugriffe auf das menschliche Erbgut möglich. Sie öffneten die Tür für Manipulation und Auswahl von "Designerbabys". (KNA, 25.07.2018)