Sozialethischer Corona-Kompass

Symbolbild Kirche und Corona / © Puttipong Klinklai (shutterstock)
Symbolbild Kirche und Corona / © Puttipong Klinklai ( shutterstock )

Sozialethische Wertediskussionen über die Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Krise stehen noch am Anfang. Wir vermissen hier eine hörbare Position, die eine wirtschaftlich vernünftige und christliche Perspektive miteinander vereint. Diese Lücke wollen wir schließen. Der dafür hier vorgelegte Kompass bietet:

  • die Identifizierung zentraler ethischer Fragen,
  • transparente Kriterien ethischer Bewertung,
  • die Würdigung und Diskussion von maßgeblichen Positionierungen,
  • Problemanzeigen und / oder Orientierungsvorschläge.
     

Wir sehen in der Diskussion zahlreiche Bewertungen, die sich etwa aus einer ökonomischen, kantischen, utilitaristischen, sozialistischen, diskursethischen o.a. Wertebasis speisen. Dies ist in einer pluralistischen Demokratie legitim. Solche Positionierungen sind nicht neutral und damit gesamtgesellschaftlich konsensfähig. Sie alle fußen auf postulierten weltanschaulichen Axiomen. Des-halb gebietet es die wissenschaftliche Redlichkeit, auch solchen ethischen Positionen eine Stimme zu geben, die nicht wie selbstverständlich säkularer Natur sind. Eine christlich-sozialethische Positionierung darf des-halb einfordern, auf Augenhöhe gehört zu werden, auch wenn nicht alle Menschen deren Postulate teilen. Sie versteht sich als ein einladendes Diskussionsangebot neben anderen.

Die Entscheidungen in den wichtigen sozialethischen Dilemmata der Corona-Krise sollten nicht einfach den vermeintlichen Experten, Politikern o.a. überlassen werden. Unsere gemeinsame mündige Urteilsbildung ist in einer lebendigen demokratischen Streitkultur gefragt und notwendig (Frick 2017). Wir richten uns mit diesem Positionspapier so nicht allein an Verantwortungsträger in Politik, Gesundheitswesen, Kirchen, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft, sondern ausdrücklich auch an die breite Öffentlichkeit. Damit folgen wir der Aufforderung des Deutschen Ethikrates (2020), begründungsstark, wertetransparent und kontrovers um eine solche Orientierung zu ringen. Wir wollen einer – dem Geist unseres Instituts gemäße –freiheitlichen wie einladend christlichen Stimme Gehör verschaffen. Dabei erheben wir nicht den Anspruch, den Stein der Weisen gefunden zu haben für Entscheidungen in allen möglichen Dilemmata. Vielmehr untersuchen wir vorliegende Orientierungen und hinterfragen sie auf der Grundlage unserer Werteperspektive. Hierbei geht es zum einen darum, Inkonsistenzen oder Unklarheiten solcher Orientierungen aufzudecken. Zum anderen können auch konkrete Handlungsempfehlungen zur Diskussion gestellt werden

(Quelle: Aus dem Vorwort des Sozialethischen Corona-Kompass)