Sich vom Leben zu verabschieden, ist schwer. Die Palliativmedizin will Menschen mit unheilbaren und lebensverkürzenden Erkrankungen die verbleibende Zeit erleichtern. Im Vordergrund steht nicht, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben, wie es die Begründerin der modernen Hospizbewegung, die Engländerin Cicely Saunders, einmal gesagt hat. Spätestens, wenn die medizinischen Möglichkeiten zur Heilung einer Krankheit ausgeschöpft sind und die Lebenserwartung nur noch begrenzt ist, beginnt die Palliativmedizin. Das wichtigste Ziel der Palliation ist es, die Beschwerden zu lindern und eine höchstmögliche Lebensqualität für die Patienten zu erreichen. Dazu gehört auch, in Absprache mit dem Kranken auf eine möglicherweise lebensverlängernde Therapie zu verzichten, wenn diese mit unverhältnismäßigem Leiden einhergehen würde. Palliativ denken heißt, das Leben grundsätzlich zu bejahen und dennoch den Tod als einen natürlichen Prozess zu akzeptieren.
Der Begriff "palliativ" stammt von dem lateinischen Wort "palliare" ab: zu Deutsch „mit einem Mantel umhüllen“. Er zielt damit auf den beschützenden, umsorgenden Gedanken, dem die Palliativmedizin entspringt. Palliativmedizin beschränkt sich nicht auf die letzte Lebensphase. Auch wenn ein schwerkranker Mensch unter Umständen noch Jahre lebt, können palliative Prinzipien ihm vom Zeitpunkt der Diagnosestellung an zu mehr Lebensqualität und möglichst wenig Schmerzen und Ängsten verhelfen. Ebenso ist es aber in vielen Fällen auch möglich, palliative Ansätze begleitend zu einer auf Heilung ausgerichteten Therapie anzuwenden.