Schiiten sind neben den weitaus dominierenden Sunniten eine der beiden Hauptrichtungen des Islam. Ihr Anteil an der muslimischen Weltgemeinschaft wird auf 10 bis 13 Prozent geschätzt; iranische Quellen nennen höhere Zahlen. Die größte Gruppe innerhalb der Schia bilden die Zwölfer-Schiiten, so genannt nach den zwölf Imamen, die sie als alleinige legitime Nachfolger des Propheten Mohammed betrachten. Im Streit darüber wurzelt die Trennung zwischen Sunniten und Schiiten. Wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Strömungen liegen weiter in der Rolle der Gelehrten und der theologischen Methodik, im Verhältnis zum Staat, in Spiritualität und Brauchtum.
Kennzeichnend für die schiitische Lehre ist, dass sie auf Vernunft als Mittel der theologischen Wahrheitsfindung setzt, eine gegenwartsbezogene Auslegung des Glaubens sucht und weltliche Macht als vorläufig betrachtet. Das Gedenken an das Leiden der Imame prägt die Volksfrömmigkeit.
Das Washingtoner Pew Research Center (2009) geht von 154 bis 200 Millionen schiitischen Muslimen weltweit aus. Etwa drei Viertel von ihnen konzentrieren sich auf vier Länder: Iran, Pakistan, Indien und Irak. Im Irak, dem Ursprungsland der Schia, machen Anhänger dieses Bekenntnisses zwei Drittel der Bevölkerung aus. Höchste Lehrautorität im Irak und darüber hinaus ist Großajatollah Ali al-Sistani mit Sitz in Nadschaf. Seinen Titel erhält er aufgrund der Anerkennung durch andere Gelehrte, nicht durch ein formalisiertes Verfahren. Am Samstag besuchte Papst Franziskus im Rahmen seiner Irak-Reise den Großajatollah zu einem Privatgespräch.
Als heilige Stätten der Schiiten gelten die Schreine der Imame in den irakischen Orten Kerbela, Nadschaf, Samarra und al-Kazimiyya, ein Vorort von Bagdad. Der Iran verfügt mit Maschhad und Qom ebenfalls über wichtige Wallfahrtsstätten. Bedeutende Zentren der theologischen Lehre sind Qom und Nadschaf.
(Quelle: kna, 06.03.2021)