Seit Schottlands König Jakob VI. 1603 zu Jakob I. von England wurde, haben Schotten und Engländer denselben Monarchen. Und obwohl Schottland seit dem Unionsvertrag von 1706 ein Teil des Vereinten Königreichs ist, hat es sich seine sehr eigene Identität bewahrt. Dabei ist Schottland selbst kein in sich homogenes Land - und ist es nie gewesen.
Der geistige Graben zwischen Hochland und Tiefland besteht schon seit der Schlacht zwischen Römern und Kaledoniern im Jahr 83. Besonders tief war er im 18. Jahrhundert in der Zeit der konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten, nachdem König Jakob II. (1685-1688/89) die gefestigte Stellung der Stuarts durch eine stark prokatholische Politik verspielte.
Das englische Misstrauen gegenüber den Highlandern blieb: Diese sprachen eher Gälisch als Englisch, waren eher katholisch als presbyterianisch - und tendenziell Jakobiten. Zwei sogenannte Jakobiten-Aufstände in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts versuchten, die Herrschaft der Stuarts wiederherzustellen. Nach deren Niederschlagung setzte eine Auswanderung aus dem Hochland nach Amerika sowie eine zunehmend brutale "Befriedung" der Highlands mit regelrechten Säuberungswellen ein.
Noch mehr von der Mentalität des Festlands unterscheiden sich die nördlichen Inseln Orkney und Shetland. Sie gehörten ursprünglich zu Norwegen und kamen erst im späten 15. Jahrhundert an Schottland.
Shetland ist heute ein Zentrum der nationalen Ölindustrie; die Insel könnte womöglich maßgeblich zum Bruttoinlandsprodukt eines unabhängigen Schottland beitragen.
Viele Schotten wünschen sich auch - was Großbritannien nicht hat - eine geschriebene Verfassung, auf die sie sich berufen könnten. Und sie wollen auch keine britischen Atom-U-Boote mehr, wie sie bei Glasgow im Hafen liegen. (KNA, 06.05.2021)