Leo Suenens

Kardinal Leo Suenens (l.) während des Zweiten Vatikanischen Konzils / © Ernst Herb (KNA)

Leo Suenens (1904-1996), belgischer Primas und Erzbischof von Mecheln, war ein Zugpferd der Kirchenreformer beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965). Geboren und aufgewachsen in einem heutigen Stadtteil von Brüssel, studierte er zunächst in seiner belgischen Heimat und dann in Rom, wo er zum Doktor der Theologie und der Philosophie promoviert wurde. 1927 empfing Suenens in Mecheln die Priesterweihe.

Im Zweiten Weltkrieg war er zunächst Militärpriester, später Vizerektor der Universität Löwen. Im Juni 1944 geriet er kurzzeitig in deutsche Kriegsgefangenschaft. Sein Name soll auf einer 30er-Liste von Personen gestanden haben, die hingerichtet werden sollten. Jedenfalls trafen die Westalliierten rechtzeitig ein, sodass er die Freiheit wiedererlangte.

Nach dem Krieg Weihbischof und Generalvikar in Mecheln, ernannte ihn Johannes XXIII. im November 1961 zum Erzbischof von Mecheln-Brüssel und zum belgischen Militärbischof (bis 1979). Suenens spielte als einer der vier Konzils-Moderatoren - zusammen mit dem deutschen Kardinal Julius Döpfner - eine entscheidende Rolle beim Zweiten Vatikanischen Konzil.

Nach dem Konzil war er ein lautstarker Opponent römischer Versuche, die Beschlüsse der Kirchenversammlung in einer konservativen Interpretation zurückzudrehen. Für seine Verdienste zum Dialog zwischen Wissenschaft und Religion erhielt er 1976 den renommierten Templeton-Preis, auch "Nobelpreis für Theologie" genannt; seine Vorgänger als Preisträger waren Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) und Frere Roger von Taize (1915-2005). Suenens starb am 6. Mai 1996, vor 20 Jahren, in seiner Heimatstadt Brüssel. (kna)