Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (86), von 2002 bis 2009 Bischof von Hongkong, zählt zu den kirchenpolitisch prägendsten katholischen Kirchenvertretern Asiens. Zen stammt aus der Diözese Shanghai, wo er am 13. Januar 1932 als Sohn eines christlichen Teehändlers geboren wurde. Er wuchs in sehr armen Verhältnissen auf und trat als junger Mann dem Salesianerorden bei. Unter anderem studierte er an den Ordenshochschulen in Turin und Rom. Dort erlebte er auch die für ihn prägende Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Von 1989 bis 1996 lehrte er Philosophie und Sakramententheologie an verschiedenen chinesischen Seminaren, unter anderem in Shanghai. Dann ernannte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) den Theologen zum Koadjutor in Hongkong, um den dortigen Bischof zu unterstützen.
2002 rückte Zen auf den Bischofssitz der Sieben-Millionen-Metropole mit ihren rund 350.000 Katholiken.
2006 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Mitglied des Kardinalskollegiums.
2008 verfasste Zen im Auftrag des Papstes die Meditationen für den Karfreitags-Kreuzweg am Kolosseum. Darin ging er auch auf die Unterdrückung der Christen in China ein. Zens Maxime für sein soziales Engagement lautet: "Beten ist nicht alles im Katholizismus - wir müssen zeigen, dass wir uns kümmern."
Aus Protest gegen ein Gesetz zur stärkeren Kontrolle von Schulen in Hongkong trat der damals 79-Jährige 2011 trotz Bluthochdrucks und Diabetes in einen Hungerstreik. Kinder sollten weiter "Gerechtigkeit, Nächstenliebe und den Respekt vor den Armen und Schwachen" lernen, verlangte er. Im schwierigen Dialog zwischen dem Vatikan und der chinesischen Führung in Peking gehört der Ordensmann zu den stärksten Kritikern. Immer wieder warnt er vor zu großen Zugeständnissen Roms an das kommunistische Regime, das nicht vertrauenswürdig sei. An diesem Samstag erhält Zen in Bonn den Preis der Frankfurter Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen.
(KNA/ 6.4.2018)