Karl Marx sieht in seiner Analyse zwei Klassen, in die sich die westlichen Industrienationen zu seiner Zeit spalten: die Klasse der abhängig beschäftigten Lohnarbeiter und die Klasse der Kapitalisten. Die Kapitalisten besitzen Produktionsmittel wie Fabriken, Maschinen und "Boden", also Grundstücke. Zwischen diesen Produktionsfaktoren - Kapital und Boden auf der einen und Arbeit auf der anderen Seite - sieht Marx einen zentralen
Interessens-Widerspruch: Der Kapitalist will einen möglichst hohen Profit. Den erreicht er dadurch, dass der Unterschied zwischen dem Preis des Produkts und dem Arbeitslohn möglichst groß ist. Marx nennt diesen Abstand zwischen Lohn für Arbeit und Preis für das fertige Produkt Mehrwert. Der Mehrwert wird vom Arbeiter erwirtschaftet und vom Kapitalisten abgeschöpft.
Je mehr der Kapitalist den Lohn drückt, desto größer ist der Mehrwert und damit der Profit. Je mehr Profit der Kapitalist erwirtschaftet, desto mehr davon kann er in weitere Produktionsmittel oder Böden investieren. Das führt dann zu noch mehr Profit und noch mehr Kapitalbesitz: Es kommt zur sogenannten Akkumulation - Anhäufung - von Kapital.
Kapitalisten mit wenig Kapital werden so nach und nach von Kapitalisten mit viel Kapital verdrängt. Auch sie gehören dann zum Proletariat - zu den Lohnarbeitern ohne Besitz. Durch das Überangebot an Arbeitskräften können die Besitzenden die Löhne weiter senken - Mehrwert und Profit weiter steigen. Marx sieht am Ende dieses Verdrängungswettbewerbs die fast vollständige Konzentration des Kapitals in wenigen Händen und eine völlige Verelendung der Arbeiter: Diese haben irgendwann "nichts zu verlieren als ihre Ketten": Der Zeitpunkt einer Revolution ist gekommen.
(epd / 4.5.18)