Am 15. August 1976 wurde Abiy Ahmed in Beshasha, einer Kleinstadt im Zentrum des Landes geboren. Sein Vater: Ahmed Ali, ein Muslim aus der größten Ethnie, der Oromo, im Land. Die Mutter: Tezeta Wolde, orthodoxe Christin und Amharin, mithin Angehörige der zweitgrößten Volksgruppe.
1991 schloss sich Abiy der Demokratischen Oromo-Partei an, die als Teil der demokratisch-revolutionären Front (EPRDF) das brutale Regime von Mengistu Haile Mariam stürzte. Abiy blieb danach beim tigrinisch dominierten Militär, arbeitete in der Spionage. Wohin Hass und Gewalt führen können, sah er 1995, als er nach dem Völkermord in Ruanda als Teil der UN-Blauhelmmission in Kigali stationiert wurde. Dessen ungeachtet kämpfte er im Krieg mit Eritrea zwischen 1998 und 2000.
Abiys Karriere verlief stromlinienförmig. Nach einem Informatik-Studium gründete er 2008 den äthiopischen Internetkontrolldienst INSA mit. Bei den umstrittenen Wahlen von 2010, in denen die Opposition gerade einmal zwei der 547 Sitze zugesprochen bekam, zog er ins Parlament ein.
Abiy schaffte im April 2018 überraschend den Sprung ins wichtigste Staatsamt. Dabei hatte bis zum Schluss niemand für möglich gehalten, dass das seit 1991 regierende EPRDF-Bündnis sich für einen Oromo an der Regierungsspitze entscheiden würde. Der junge Politiker sollte die Gemüter im Land beruhigen. Doch Abiy hatte andere Pläne. In Windeseile setzte er eine Reform nach der anderen durch und brach dabei etliche Tabus. Sein wohl größter Schachzug aber war der Friedensschluss mit Äthiopiens bitterem Rivalen Eritrea.
Aus heiterem Himmel verkündete Abiy dann im Sommer 2018, er würde mit Eritrea bedingungslos Frieden schließen. Seitdem haben die Staaten zwar wenig Fortschritt gemacht: Kaum Gespräche wurden geführt, große Streitpunkte sind noch immer offen. Doch die Symbolkraft des Friedensschlusses in den Ländern und der Region war enorm. Das Nobelkomitee wies besonders auf diese Initiative Abiys hin, die ihm die Auszeichnung einbringe.
(Quelle: epd/dpa 11.10.2019)