Die Erfahrung von Trauer und Verlust und die bedrückenden Umstände ihrer Zeit haben nicht nur ihr Leben geprägt - sie haben auch Spuren im Gesicht von Käthe Kollwitz hinterlassen. Die Selbstbildnisse der großen deutschen Künstlerin sind selbstkritisch und schonungslos ehrlich. Vor 75 Jahren, am 22. April 1945 - gut zwei Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs - starb die Grafikerin und Bildhauerin in Moritzburg.
In einer Epoche, die Künstlerinnen allenfalls gefällige Motive zugestand, legte sie mit ihren sozialkritischen, meist in schwarz-weiß gehaltenen, ausdrucksstarken Zeichnungen, Lithographien und Holzschnitten den Finger in die Wunden der Zeit. Sie erlebte zunächst das Kaiserreich, dann den Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, das NS-Regime und den Zweiten Weltkrieg. Ihre Erlebnisse - Not, Krieg, Hunger, Tod, Verbundenheit zwischen Mutter und Kind - reflektiert sie nicht nur in ihren Tagebüchern, sie spiegeln sich auch in vielen ihrer Kunstwerke.
Einen Überblick über ihr Werk gibt die Dauerausstellung im Käthe Kollwitz Museum in Köln. In dem Kölner Museum sind die bekanntesten Werke der Künstlerin vereint: Die Zyklen "Ein Weberaufstand" etwa, entstanden zwischen 1893 und 1898, und "Bauernkrieg" (1903- 1908), die Holzschnittfolgen "Krieg" (1922-1923), "Proletariat" (1925) und die acht Lithographien zum Thema "Tod" (1934-1935). Den Tod ihres 1914 gefallenen Sohnes Peter greift sie immer wieder auf, so auch in ihrer berühmten Bronzeplastik "Pieta", deren vierfach vergrößerte Kopie 1993 als Zentrale Gedenkstätte der BRD für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in der Berliner Neuen Wache errichtet wurde. (Quelle: kna, 22.04.2020)