Alojzije Stepinac (1898-1960) war ein Kardinal aus Kroatien und als Erzbischof von Zagreb ab 1937 lange Zeit höchster Repräsentant der katholischen Kirche seines Landes. Bis heute umstritten ist seine Haltung zum faschistischen Ustascha-Regime im Zweiten Weltkrieg. Kritiker werfen ihm eine mindestens moralische Mitverantwortung an den damals in Kroatien begangenen Verbrechen vor. Unterstützer des Kardinals verweisen dagegen darauf, dass er Notleidende und Verfolgte insbesondere in der Kriegszeit unterstützt
habe.
1946 wurde Stepinac unter der kommunistischen Regierung von Josip Broz "Tito" wegen Kollaboration, Kriegsverbrechen und staatsfeindlicher Tätigkeit zu 16 Jahren Haft verurteilt; davon verbrachte er sechs Jahre im Gefängnis. Danach lebte er bis zu seinem Tod in Hausarrest. Wenige Tage nach dem Richterspruch schloss der damalige Papst Pius XII. alle am Prozess Beteiligten inklusive Staatschef Tito aus der katholischen Kirche aus.
Stepinac wurde in der Kathedrale von Zagreb beigesetzt; 1998 sprach ihn Papst Johannes Paul II. selig. Der Schritt sorgte für Kritik, unter anderem der serbisch-orthodoxen Kirche. Sie wirft dem Kroaten Stepinac vor, die Verfolgung und Zwangsbekehrungen von Serben unter dem Ustascha-Regime geduldet zu haben. 2016 hob ein Zagreber Gericht das jugoslawische Urteil gegen Stepinac auf. Das Verfahren für eine Heiligsprechung ruht derzeit. (KNA, 06.12.2020)