Religion für Atheist Dürrenmatt zentrales Thema

 (DR)

Nach Ansicht des Schweizer Dürrenmatt-Experten Pierre Bühler ist Religion ein konstantes Motiv im schriftstellerischen und bildnerischen Schaffen Friedrich Dürrenmatts. "Für Dürrenmatt ist, ja, kann Glaube nur subjektiv sein", sagte der Theologe dem Portal kath.ch (Freitag). Eine "Objektivierung" des Glaubens sei für Dürrenmatt, das werde im Spätwerk deutlich, Rechthaberei, die er auch mit "der Gestalt des Papstes" verbunden habe.

Bühler zufolge hatte der Atheist Dürrenmatt eine klare Einstellung gegenüber Religion: "Jeder muss glauben oder nicht glauben dürfen, ohne Bevormundung." Glaube sei im Denken Dürrenmatts individuell gewesen; so wie die möglichen Wege zu Gott.

"Dieser persönliche Zugang zu Gott steht in krassem Gegensatz zu einer rechthaberischen Theologie, in der laut Dürrenmatt 'der Glaube Selbstmord' vollzieht", so Bühler. Auch die aktuelle politische Debatte könnten Dürrenmatts Texte noch immer bereichern. "Wer, wie beispielsweise in 'Der Besuch der alten Dame', beim kollektiven Unrecht einfach mitmacht, obwohl er davon weiß, wird auch ungewollt schuldig", betonte Bühler. Das verantwortungslose Mitmachen sei ein großes Thema. (KNA, 01.01.2021)