Polioausbruch in Syrien

 (DR)

Mitten im Bürgerkrieg ist in Syrien die Kinderlähmung ausgebrochen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte, dass die lebensgefährliche Krankheit in bislang zehn von 22 Verdachtsfällen im Nordosten Syriens bestätigt wurde. Die Experten führen den Ausbruch mit auf den Bürgerkrieg zurück. Die Patienten - alle sind Babys oder Kleinkinder bis zwei Jahren - seien "nicht hinreichend geimpft" worden.

Bevor der Konflikt vor mehr als zwei Jahren ausbrach, waren in Syrien nahezu alle Kinder gegen Polio immunisiert. Die Krankheit war dort zuletzt 1999 registriert worden. Nach dem Auftauchen erster Verdachtsfälle Mitte Oktober haben Syriens Gesundheitsbehörden Impfungen angeordnet, die aber wegen des Krieges längst nicht überall vorgenommen werden können.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen hat inzwischen mit einer breiten Impfkampagne für alle Kinder in der Region begonnen. Allein in Syrien werden in den nächsten Wochen 1,6 Millionen Kinder unter fünf Jahren auf allen Seiten des Konflikts gegen Polio geimpft, wie UNICEF am Mittwoch in Köln mitteilte. Das Hilfswerk appellierte an die Konfliktparteien, Helfern sofortigen Zugang zu allen noch nicht geimpften Kindern zu ermöglichen. Auch in den syrischen Nachbarländern Jordanien, Libanon, Irak, Türkei und Ägypten haben nach UNICEF-Angaben Impfkampagnen bereits begonnen oder werden vorbereitet.

Das Polio-Virus wird durch Tröpfchen übertragen und kann innerhalb weniger Stunden in Gehirn und Rückenmark gelangen. Es kann zum Tod oder schweren Behinderungen führen.

Insgesamt sind mehr als drei Millionen Kinder in Syrien auf Hilfe angewiesen, rund zwei Millionen Mädchen und Jungen wurden aus ihren Häusern vertrieben, wie das Kinderhilfswerk berichtet. Mehr als eine Million Flüchtlingskinder sind in den Nachbarländern untergekommen.

(dpa/epd)