Die Schriftstellerin und Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff hat sich für ihre Aussagen zur künstlichen Befruchtung und zu Retortenkindern entschuldigt. "Das tut mir wirklich leid, der Satz ist zu scharf ausgefallen. Ich möchte ihn sehr gerne zurücknehmen", sagte die Schriftstellerin im ZDF-"Morgenmagazin".
Lewitscharoff hatte am 2. März im Dresdner Schauspielhaus im Rahmen der "Dresdner Reden" eine Rede über Geburt, Tod und das Glück gehalten. Darin bezeichnete sie Retortenkinder als "Halbwesen" und verglich die Reproduktionsmedizin mit Menschenzüchtungs-Praktiken der Nationalsozialisten. Wörtlich erklärte sie: "Weil mir das gegenwärtige Fortpflanzungsgemurkse derart widerwärtig erscheint, dass ich sogar geneigt bin, Kinder, die auf solch abartigen Wegen entstanden sind, als Halbwesen anzusehen. Nicht ganz echt sind sie in meinen Augen, sondern zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas. Das ist gewiss ungerecht, weil es den Kindern etwas anlastet, wofür sie rein gar nichts können."
Dazu sagte die Autorin jetzt im ZDF: "Ich würde niemals ein Kind, das auf diese Weise zur Welt kam, als fragwürdigen Menschen bezeichnen." Sie stehe jedoch der Reproduktionsmedizin weiter kritisch gegenüber. Man dürfe diese Methoden nicht so unkritisch benutzen, wie das bisher geschehe. Ihr verursache es zudem Unbehagen, dass auf der einen Seite Millionen Kinder in ärmlichen Regionen ein entsetzliches Leben führten, Eltern in reichen Regionen dagegen versuchten, auf künstlichem Wege Kinder zu zeugen.
Die Rede war auf heftige Kritik gestoßen. Das Dresdner Schauspielhaus distanzierte sich als Mitveranstalter in einem offenen Brief von den Aussagen. Der Dresdner katholische Bischof Heiner Koch erklärte, die katholische Kirche stehe der künstlichen Befruchtung zwar kritisch gegenüber. Es sei jedoch völlig inakzeptabel, solche Kinder herabzuwürdigen oder abzuqualifizieren. (epd)