Der israelisch-palästinensische Konflikt hatte durch den Gazakrieg im Sommer sowie durch den jüngsten Konflikt um den Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt neue Nahrung erhalten. Die Zutrittsbedingungen zu den islamischen Heiligtümern auf dem Tempelberg sind seit Wochen Gegenstand andauernder Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Juden.
Der Status quo am Tempelberg, arabisch "Haram al-Scharif", sieht einen freien Zugang zu dem Heiligtum für Gläubige aller Religionen vor, behält jedoch das Recht auf öffentliches Gebet Muslimen vor. Zentraler Grund der sich seit Wochen zuspitzenden Anspannung in Jerusalem ist der Versuch von radikal-jüdischen Gruppen, das alleinige Gebetsrecht von Muslimen auf dem Tempelberg zu durchbrechen.
In den vergangenen Wochen war es wiederholt zu Gewalttätigkeiten an der Al-Aksa-Moschee und am Felsendom gekommen. Mehrfach hatten nationalistische Israelis das Areal des Tempelbergs besucht. Daran entzündete sich teils gewalttätiger Protest von Palästinensern. Nach Ausschreitungen hatten israelische Sicherheitskräfte zwischenzeitlich sämtliche Zugänge gesperrt.
Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds sind mit dem Ort verbunden. Muslimen weltweit gilt der Tempelberg als drittheiligste Stätte nach Mekka und Medina. Immer wieder kommt es dort zu Spannungen und blutigen Konflikten zwischen Juden und Muslimen.
(dr,kna,epd)