Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings drei verschiedenen Kirchen an: entweder der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, dem 1992 gegründeten Kiewer Patriarchat oder der vor gut 90 Jahren entstandenen kleinen "Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche". Einzig die mit Moskau verbundene Kirche wird von der Weltorthodoxie anerkannt.
Die drei Kirchen unterscheidet vor allem ihre Haltung zum Nachbarland Russland. Das Kiewer Patriarchat pocht vehement auf die Unabhängigkeit von Moskau und betrachtet die russisch-orthodoxe Kirche als verlängerten Arm von Staatspräsident Wladimir Putin. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats betont einerseits die traditionelle Einheit mit der russischen Orthodoxie. Andererseits genießt sie eine weitreichende Autonomie. Verhandlungen über eine Wiedervereinigung der drei Kirchen scheiterten in den vergangenen Jahren hauptsächlich an der Frage, ob die Kirche eigenständig sein oder dem Moskauer Patriarchat unterstehen soll.
Außerdem gibt es zwei dem Papst unterstehende Kirchen: die polnisch geprägte römisch-katholische mit etwa einer Million Mitgliedern und die etwa 5,5 Millionen Gläubige zählende griechisch-katholische. Letztere Kirche feiert ihre Gottesdienste wie die orthodoxen Kirchen im byzantinischen Ritus. Sie war 1946 unter Stalin verboten und in die orthodoxe Kirche zwangsintegriert worden und ist seit 1989 offiziell wieder zugelassen. (kna)