Menschenrechtsanwältin für Reform des Blasphemiegesetzes

 (DR)

Die Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony verlangt eine Reform des Blasphemiegesetztes in Pakistan. "Nur der Staat sollte in Blasphemie-Fällen als Kläger auftreten dürfen; nur dies schützt vor falschen Beschuldigungen", sagte Anthony am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn. Sie verlangte zudem, dass Kläger, die keine Beweise für einen Blasphemievorwurf vorlegen könnten, wegen Verleumdung angeklagt und bestraft würden.

Anthony beklagte, dass viele Pakistaner das Blasphemiegesetz nutzten, um sich zu bereichern: "Wenn ich die Ehefrau, die Tochter oder das Haus meines Nachbarn begehre, interessiert das niemanden. Wenn ich den Nachbarn als Gotteslästerer denunziere, ist das eine öffentliche Angelegenheit."

Vorgehen gegen religiöse Minderheiten

Anthony, die als Menschenrechtsanwältin Blasphemie-Angeklagte vertritt, beklagte zudem, dass religiöse Extremisten seit den Anschlägen von Al-Kaida auf das World Trade Center in New York und das US-Pentagon am 11. September 2001 das Blasphemiegesetz nutzten, um gegen Gegner und religiöse Minderheiten vorzugehen und die eigene Macht zu festigen.

Islamisten behaupteten, wer einen Andersgläubigen der Blasphemie beschuldige und zum Religionsübertritt zwinge, komme ins Paradies. Täter könnten generell auf eine Erpressbarkeit von Polizisten und Richtern zählen, die oft selbst schutzlos seien und Klägerinteressen daher nachgäben.

Viele als Gotteslästerer ermordet

Das Gesetz sieht für Blasphemie die Todesstrafe vor. Allerdings ist nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch noch niemand auf dieser Grundlage hingerichtet worden. Seit 1990 seien aber mindestens 60 Menschen als Gotteslästerer ermordet worden. 17 weiteren drohe die Todesstrafe, 19 verbüßten lebenslange Freiheitsstrafen.

Nach Anthonys Angaben sind 35 Prozent der als Gotteslästerer Angeklagten Christen; diese stellten aber nur rund 2 Prozent der Bevölkerung. Rund 96 Prozent der Pakistaner sind Muslime. Anthony verwies darauf, dass Blasphemieanklagen auch gegen Muslime gerichtet würden. Sie seien in 60 Prozent der Fälle die Opfer. Die Anwältin hält sich derzeit als Gast der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte in Deutschland auf. (kna)