SOS-Kinderdörfer warnt vor Traumata syrischer Kinder

 (DR)

Mindestens 85 Prozent der Kinder in Syrien sind schwer traumatisiert. Das sei die traurige Bilanz des seit sechs Jahren andauernden Syrien-Krieges, teilte SOS-Kinderdörfer am Dienstag in München mit. "Über ein Drittel der insgesamt rund zehn Millionen Kinder ist unter sechs Jahre alt und kennt nichts anderes als den Kriegsalltag, der aus Angst, Tod und Verlust besteht", sagte Maya Alnashawati, Nothilfe-Koordinatorin der SOS-Kinderdörfer in Damaskus.

Die Hilfsorganisation kümmere sich an mehreren Standorten in Syrien wie Aleppo, Tartous und Damaskus um hunderte kriegstraumatisierte Kinder. "Unsere Tagesstätten und Nothilfe-Einrichtungen sind total überlastet", erklärte Alnashawati. Dabei erreichten die Helfer nur einen Bruchteil der Kinder, die dringend Hilfe bräuchten. Die Kinder hätten "Unfassbares" erlebt und seien oft "apathisch oder aggressiv".

Sozialer Rückzug

"Häufig wollen die Kinder am Anfang mit niemandem reden und auch keinen Kontakt zu den anderen Kindern aufnehmen", sagte Alnashawati. Trauma-Therapeuten würden mit geduldiger Arbeit zu ihnen durchzudringen, sodass die Kinder wieder Lebensmut und Vertrauen entwickelten.

In den vergangenen Tagen hatten anlässlich des Jahrestages am 15. März auch andere Hilfswerke Alarm geschlagen angesichts der Situation der Kinder im Syrienkrieg. Eine Studie von "Save the Children" ergab, dass Millionen Kinder in dem Land unter psychischen Störungen und Stresssymptomen litten. Diakonie Katastrophenhilfe äußerte sich erschüttert über die völlige Missachtung des humanitären Völkerrechts in dem Land. Care beklagte, dass Belagerung von Zivilisten und das Aushungern unschuldiger Kinder als Kriegsmittel eingesetzt würden.

Schlimmstes Jahr

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef erklärte, 2016 sei das bisher schlimmste Jahr für Kinder in Syrien gewesen: Im bisher brutalsten Jahr des Konflikts seien 652 Kinder gewaltsam ums Leben gekommen - 20 Prozent mehr als im Vorjahr.

(Quelle: KNA, 14.3.2017)