Aufarbeitung der Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen

 (DR)

Mehr als 550 Kinder des weltweit renommierten Chores der Regensburger Domspatzen wurden misshandelt und sexuell missbraucht. Zu diesem Ergebnis kommt ein Abschlussbericht, den der für die Aufarbeitung zuständige Rechtsanwalt Ulrich Weber vorgelegt hat. Die konkrete Aufklärung der Vorfälle dauerte zwei Jahre.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatte entscheidenden Anteil daran, dass die Aufarbeitung überhaupt an Fahrt gewann. Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt veranlasste der Bischof, dass Weber im April 2015 von Bistum und Stiftungsleitung der Domspatzen als unabhängige Instanz zur Aufarbeitung eingesetzt wurde.

Von seinem Bruder, einem Psychiater und Klinikdirektor, ließ sich Voderholzer laut Medienberichten schildern, was in Opfern von Gewalt und sexuellem Missbrauch vorgeht - damals und heute. Mit etwa 100 Betroffenen soll Voderholzer selbst gesprochen haben. Ebenso beteiligte er sich an dem aus sechs Personen bestehenden Aufarbeitungsgremium, das sich seit Frühjahr 2016 traf und über Konsequenzen beriet.

Dem von 2002 bis 2012 amtierenden Vorgänger Voderholzers, dem heutigen Kardinal Gerhard Ludwig Müller, war vorgeworfen worden, die Missbrauchs- und Misshandlungsfälle heruntergespielt und eine konsequente Aufarbeitung verzögert zu haben. Einige Opfervertreter haben nun angekündigt, mit Kardinal Müller sprechen zu wollen. Dieser ließ wissen, dass er zu den Vorfällen nichts mehr öffentlich sagen wolle.

Für die Regensburger Aufarbeitung stand das Kloster Ettal Pate. Auch dort entstand eine Interessenvertretung für die Betroffenen, mit der sich die Abtei unter Zuhilfenahme externer Fachleute an einen Tisch setzte. (epd/Stand 18.07.2017)