Der Anwalt des in Spanien festgenommenen Kölner Schriftstellers Dogan Akhanli, Ilias Uyar, rechnet nicht mit einer Auslieferung seines Mandanten an die Türkei. Dort sei ein rechtsstaatlicher Prozess nicht möglich, sagte Uyar der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Montag). Akhanli selbst sagte dem Berliner "Tagesspiegel": "Ich bin kein Anwalt, aber als Schriftsteller würde ich behaupten: Das darf doch nicht wahr sein, dass man jemanden an ein Land, in dem immer noch Ausnahmezustand herrscht und in dem der Rechtsstaat mit Füßen getreten wird, ausliefert."
Spanien nicht verlassen
Der türkischstämmige Schriftsteller mit deutscher Staatsbürgerschaft war am Samstag während seines Urlaubs in Granada festgenommen worden. Grundlage war ein Interpol-Gesuch der Türkei. Am Sonntag kam der Autor frei, darf aber Spanien zunächst nicht verlassen. Er muss sich am Montag zum ersten Mal bei einem Sondergericht in Madrid melden.
Im Auslieferungsverfahren hat die spanische Regierung das letzte Wort. Die Türkei hat nun 40 Tage Zeit, ihren Auslieferungsantrag zu begründen. Die Bundesregierung will Akhanlis Auslieferung an die Türkei verhindern. Justizminister Heiko Maas (SPD) sagte der "Bild" (Montag): "Das rechtsstaatliche Europa darf nicht zulassen, dass jeder Kritiker des türkischen Regimes der willkürlichen Verfolgung ausgesetzt ist."
Reform von Interpol gefordert
Nach der vorübergehenden Festnahme des deutschen Autors Dogan Akhanli in Spanien fordern Menschenrechtler eine Reform von Interpol. Ein weiterer Missbrauch der internationalen Polizeiorganisation durch "Unrechtstaaten" müsse ausgeschlossen werden, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker am Montag in Göttingen
(Quelle: epd, 21.8.2017)