Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte die wahlberechtigten Deutsch-Türken aufgerufen, bei der Bundestagswahl am 24. September nicht für SPD, CDU oder Grüne zu stimmen, weil sie mit der "Schädigung der Türkei" Wahlkampf machten. "Das sind alles Türkeifeinde", sagte er. Erdogan hatte die wahlberechtigten Türken aufgerufen, Parteien zu unterstützen, die sich der Türkei gegenüber nicht feindlich verhielten. Welche er damit meinte, sagte Erdogan nicht. In Deutschland gibt es mehr als eine Million Wahlberechtigte mit türkischen Wurzeln.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz haben sich jede Einmischung der Türkei in den Bundestagswahlkampf verbeten - und sich abermals Ankaras Zorn zugezogen. "Wir werden uns von niemandem, auch nicht von Präsident Erdogan, da hineinreden lassen, dass unsere deutschen Staatsbürger, egal welcher Abstammung sie sind, (...) ein freies Wahlrecht haben", sagte Merkel. "Und wir verbitten uns jede Art von Einmischung in die Meinungsbildung."
Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sprach von einem "einmaligen Eingriff in die Souveränität unseres Landes". SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sagte in Düsseldorf: "Was nimmt dieser Mann sich eigentlich raus? Es ist nicht die Aufgabe eines türkischen Staatspräsidenten, Anweisungen für die Bundestagswahl zu geben." An die Adresse der türkischstämmigen wahlberechtigten Bundesbürger sagte er: "Ihr gehört zu uns. Wir lassen nicht zu, dass in unserem Land zwei Bevölkerungsgruppen gespalten werden." (dpa/Stand 19.08.2017)