Die angekündigte Fusion der Thyssenkrupp-Stahlsparte mit Tata steht in der Belegschaft weiter massiv in der Kritik. "Die Leute sind sehr verunsichert", sagte Thyssenkrupp-Betriebsrat Klaus Wittig am Donnerstag. Nach Angaben eines IG Metall-Sprechers wurden vor mehreren Betrieben Mahnwachen eingerichtet. Mindestens 5000 Teilnehmer werden an diesem Freitag zu einer Großdemonstration gegen die Fusionspläne erwartet, zu der Betriebsrat und IG Metall aufgerufen haben.
Die Evangelische Kirche im Rheinland appelliert an Thyssenkrupp, bei der geplanten Fusion der Stahlsparte mit dem indischen Montanunternehmen Tata Steel die Interessen der Beschäftigten zu berücksichtigen. "Die Manager tragen eine hohe Verantwortung - nicht nur für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens", sagte der rheinische Präses Manfred Rekowski. Sie seien auch für die ökologischen und sozialen Folgen ihre Wirtschaftens verantwortlich: "Beides darf bei der geplanten Fusion nicht aus dem Blick geraten."
Thyssenkrupp und Tata Steel hatten am Mittwoch eine Grundsatzvereinbarung über den Zusammenschluss ihrer europäischen Stahlsparten unterzeichnet. Das neue Joint Venture "thyssenkrupp Tata Steel" hätte dann nach Unternehmensangaben rund 48.000 Mitarbeiter an 34 Standorten. Bei beiden Partnern würden voraussichtlich je 2.000 Arbeitsplätze in Verwaltung und Produktion wegfallen, hieß es.
Thyssenkrupp Steel Europe mit Sitz in Duisburg hat nach eigenen Angaben rund 27.000 Beschäftigte, mehr als die Hälfte von ihnen arbeitet im Stahlwerk Duisburg. Der Duisburger Industriepfarrer Jürgen Widera sagte dem epd, Mitarbeiter und Betriebsräte sähen dem Zusammenschluss "mit großen Bauchschmerzen" entgegen. Sie seien in Sorge, dass Thyssenkrupp sich möglicherweise endgültig vom bisherigen Kerngeschäft Stahl verabschieden werde. Dazu komme die Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen.
Besonders schlimm für die Beschäftigten sei die Unsicherheit, da es noch keine konkreten Informationen gebe, sagte Widera. "Es ist überhaupt noch nicht klar, ob Standorte geschlossen werden und welche Belegschaften es besonders trifft." Wichtig seien zügige Verhandlungen und Entscheidungen, damit die Mitarbeiter nicht unnötig lange in Unruhe gehalten würden. Er erwarte zudem, dass ein Arbeitsplatzabbau sozialverträglich geregelt werde, betonte der evangelische Theologe vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) Duisburg-Niederrhein (dpa/epd, 21.09.2017)