Angesichts niedriger Organspender-Zahlen wird in Deutschland erneut über das Organspende-System debattiert. In Europa gibt es unterschiedliche Modelle zur Organisation von Spenden. Ein Überblick über die gesetzlichen Regelungen:
ENTSCHEIDUNGSLÖSUNG: Sie gilt in Deutschland. Danach wird jeder Bürger ab dem 16. Lebensjahr dazu aufgefordert, eine Erklärung zur Organspende abzugeben. Die Krankenkassen schicken regelmäßig Informationsmaterial zur Organspende an die Versicherten und fragen die Spendebereitschaft ab. Behörden verteilen das Material bei der Ausweisausgabe. Einen Zwang zur Entscheidung gibt es nicht. Eine Organspende ist nur zulässig, wenn eine Zustimmung vorliegt. Der Gesetzgeber hat 2012 die Entscheidungslösung eingeführt und die bis dahin geltende Zustimmungslösung abgeschafft. Ziel war, die Zahl der Organspenden zu erhöhen.
ZUSTIMMUNGSLÖSUNG: Im deutschen Transplantationsgesetz war von 1997 bis 2012 die sogenannte erweiterte Zustimmungslösung verankert. Nach dem Hirntod eines Patienten dürfen dessen Organe nur entnommen werden, wenn der Verstorbene vor seinem Tod seine Zustimmung gegeben hat oder seine Angehörigen nach dessen Tod in eine Transplantation einwilligen. Das kann durch einen Organspendeausweis oder eine Patientenverfügung erfolgen. Liegt keine Zustimmung vor, können die Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen gefragt werden. Die Zustimmungslösung gilt zum Beispiel in Dänemark, Großbritannien, Litauen, Niederlande, Rumänien und der Schweiz.
WIDERSPRUCHSLÖSUNG: Spanien setzt gemeinsam mit acht anderen EU-Ländern auf die Widerspruchslösung. Das bedeutet, dass jeder nach seinem Tod zum Organspender werden kann, wenn er der Organentnahme zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen hat. Andere Staaten praktizieren das Modell der erweiterten Widerspruchslösung. Dabei ist ein Widerspruch der Angehörigen gegen eine Organentnahme für die Ärzte bindend. Sie gilt etwa in Finnland, Frankreich, Italien, Norwegen und Schweden. (epd/Stand 15.01.2018)