Nach einer tödlichen Messerattacke auf ein einjähriges Mädchen und dessen Mutter mitten in der Hamburger Innenstadt, ist Pastor Sieghard Wilm von einer Hetzkampagne betroffen. Der mutmaßliche Täter hat vor fünf Jahren für einige Monate im Kirchenschiff der St. Pauli Kirche in Hamburg gelebt. Wilm bekommt nun Drohbriefe, erlebt Hasstiraden und Beschimpfungen am Telefon. Außerdem gibt es Twitter Einträge, die ihn als Mörder bezeichnen und als jemanden, der "Messer-Musel" ins Land geholt habe.
Der Sprecher der Flüchtlingsgruppe "Lampedusa in Hamburg", Ali Ahmad, hatte der Deutschen Presse-Agentur bestätigt, dass der mutmaßliche Täter - ein aus dem westafrikanischen Niger stammender 33-Jähriger - eine Zeit lang zu der Gruppe gehörte. "Wir haben jedoch schon lange keine Verbindung mehr zu ihm", sagte Ahmad. "Seit über zwei Jahren ist er zu keinen Aktivitäten mehr gekommen und war nicht mehr Teil unserer Gruppe. Wir hatten keinerlei Informationen über sein Privatleben." Der Nigrer sei bei den Anfängen der Protestaktion im Jahr 2013 dabei gewesen, habe sich jedoch nach dem Erhalt einer Duldung von der Gruppe abgewendet.
Nach Angaben von Pastor Wilm, in dessen Gemeinde auf St. Pauli rund 80 Lampedusa-Flüchtlinge im Winter 2013/14 lebten, hatte sich die Gruppe gespalten. Ein Teil hielt an der Forderung nach einem pauschalen Bleiberecht fest. Andere Mitglieder der Gruppe nahmen das Angebot des Senats an und stellten Anträge auf eine Aufenthaltserlaubnis. (dpa/DOMRADIO.DE / Stand 30.04.18)