ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt empfindet das Ausmaß der Reaktionen aus Russland auf seine Recherchen "manchmal schon krass". Natürlich trete er "Leuten immer auf den Schlips mit dem, was wir tun", sagte Seppelt in einem Interview der "Augsburger Allgemeine". "Weil wir die Interessen der Lobbyisten aus dem Sportbusiness tangieren. Das können die natürlich nicht gut finden. Aber so massiv, wie Russland reagiert, das ist tatsächlich schon eine andere Ebene", fügte er hinzu auf die Frage, ob er das russische Verhalten als persönliche Bedrohung empfinde.
Ungeklärt ist, ob Seppelt zur Fußball-WM nach Russland einreisen darf. Russland hatte ihm zunächst ein Visum erteilt, dieses dann aber für ungültig erklärt. Nun soll Seppelt erst befragt werden, ehe er einreisen darf. Der interne Abstimmungsprozess darüber sei noch nicht abgeschlossen, sagte der 55-Jährige.
Seppelt hatte mit seinen Recherchen aufgedeckt, dass im russischen Sport über Jahre flächendeckend manipuliert wurde. Seitdem gilt er in Russland als Staatsfeind, wird massiv beleidigt und bedroht. "Wenn man sich kritisch mit einem Sportsystem auseinandersetzt, führt es in Russland offensichtlich dazu, dass es zu einer staatstragenden Angelegenheit wird. Manche fühlen sich offenbar dort derart angegriffen, dass man meint, zu solch harschen Mitteln greifen zu müssen", sagte Seppelt.
In dem jüngsten Brief Russlands an die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA sieht der Experte kein Eingeständnis von Staatsdoping. "Es schien zunächst so, als habe Russland einen Schritt nach vorne gemacht hat, indem es systematisches Doping anerkannt hat. Stimmt nur nicht. Es heißt in dem Brief nur, man gebe Manipulationen im Anti-Doping-System zu", sagte der ARD-Journalist. Es erfolge aber ausdrücklich "kein Eingeständnis staatlichen Dopings, wie es der McLaren-Bericht aussagt. Den lehnen sie weiter ab", so Seppelt. (dpa/Stand 28.05.2018)