Marie Collins, prominentes Opfer von Missbrauch in Irlands Kirche, kritisiert die Anweisung des Vatikan, die US-Bischöfe sollten vorerst nicht über weitere Maßnahmen zum Umgang mit dem Missbrauchsskandal entscheiden.
"Kann jetzt irgendjemand noch glauben, im Vatikan sehe man die Verantwortlichkeit der Kirchenführung als Priorität?", schreibt Collins in einem am Dienstag veröffentlichten Kommentar auf ihrer Website.
Die Sprecherin von Missbrauchsopfern und früheres Mitglied der Päpstlichen Kinderschutzkommission sieht in der jüngsten Maßnahme Parallelen zu früheren "Rückziehern" im Vatikan. Vor allem kritisiert sie deren Begründung mit kirchenrechtlichen Argumenten.
Am Montag hatte der Vorsitzende der US-Bischofsonferenz, Kardinal Daniel DiNardo, vor der versammelten Vollversammlung in Baltimore erklärt, der Vatikan habe darum gebeten, einen geplanten Maßnahmenkatalog noch nicht zu verabschieden. Stattdessen sollten die Bischöfe das für Februar geplante Welttreffen der Bischöfe im Vatikan abwarten.
Für dieses Treffen schlägt Collins in ihrem Kommentar drei Dokumente vor. Der Papst solle den Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen drei Texte vorlegen: erstens eine klare, unmissverständliche Definition dessen, was Missbrauch ausmacht; zweitens die umfassende Beschreibung einer Kinderschutz-Politik mit "best-practice"-Beispielen und Hilfsmaßnahmen für die Opfer sowie drittens eine Regelung zur Verantwortlichkeit, die klare Sanktionen für jene Bischöfe benennt, die bei Prävention und Aufarbeitung versagen.
Diese Texte sollten veröffentlicht und von allen Teilnehmern des Gipfels im Februar unterzeichnet werden, so Collins. Sollte sich jemand dem verweigern, solle auch das bekannt gemacht werden. "Die Angst vor Skandalen und die Kultur nicht erklärter Rücktritte muss beendet werden", fordert die Irin. (kna)