Fast 700 Geistliche laut Bericht in Illinois in Missbrauch verstrickt

 (DR)

Im US-Bundesstaat Illinois haben sich möglicherweise mehr katholische Geistliche des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht als bisher bekannt. Die Staatsanwaltschaft spricht nun von fast 700 Personen. Die Diözesen hatten 185 angegeben. In einem in Springfield veröffentlichten Bericht der zuständigen Generalstaatsanwältin Lisa Madigan ist die Rede von mehr als 690 beschuldigten Priestern und Diakonen. Das wären mehr als 500 potenzielle Täter mehr, als die sechs Diözesen des Bundesstaates zuvor angegeben hatten. Sie hatten von 185 Beschuldigten gesprochen, die glaubhaft des Missbrauchs beschuldigt wurden. Vertreter der Diözesen wiesen die Vorwürfe Madigans zurück.

Die Staatsanwältin sagte, in den seit August laufenden Ermittlungen seien Vorwürfe gegen mehr als 500 weitere Geistliche bekannt geworden. Durch eine Telefonhotline habe ihr Büro Hunderte von Hinweisen auf Missbrauchstaten erhalten. Viele der Berichte seien herzzereißend. Der Bericht wirft der Kirche vor, die Vorwürfe nicht gründlich untersucht zu haben. Als Gründe hätten die Verantwortlichen unter anderem angegeben, dass die Beschuldigten entweder bereits gestorben seien oder ihr Amt nicht mehr ausübten. Die Staatsanwältin warf der Kirche mangelnden Aufklärungswillen vor; sie sei offenbar nicht fähig, den Skandal aufzuklären. So gebe es zahlreiche Beispiele, dass die Bistümer Verdachtsfälle nicht den Behörden angezeigt hätten. Die Kirche habe damit gegen ihre Verpflichtung verstoßen, die gesamte Wahrheit über sexuell unangebrachtes Verhalten ihrer Priester aufzuklären und sich um die Opfer zu kümmern.

Die Erzdiözese Chicago erklärte zu dem Bericht, der Vorwurf des mangelnden Aufklärungswillens treffe nicht zu. Es sei nicht angemessen, eine Liste von Verdächtigungen zu veröffentlichen, ohne die Beschuldigungen genau überprüft zu haben. Ein Sprecher der Diözese Joliet erklärte laut katholischer US-Nachrichtenagentur CNA, das Bistum habe keine Hinweise der Generalstaatsanwaltschaft auf fehlerhafte Aufklärung erhalten. So gebe es auch keine konkreten Hinweise der Behörden, dass die von der Diözese veröffentlichte Liste potenzieller Missbrauchstäter fehlerhaft sei. (kna/Stand 20.12.2018)