Missbrauchsbeauftragter Rörig begrüßt neue Meldepflicht

 (DR)

Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, begrüßt die in einem päpstlichen Schreiben angeordnete Meldepflicht für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. "Das ist eine weitere wichtige Maßnahme zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs und der Verleugnung und Vertuschung solcher Taten innerhalb der Kirche", sagte Rörig am Donnerstag auf Anfrage.

Der Missbrauchsbeauftragte lobte, dass mit den neuen Regeln zum Umgang mit Missbrauchsfällen für viele Diözesen in der ganzen Welt neue Standards gesetzt würden. Er sei erfreut über den Schritt, in jeder Diözese leicht zugängliche Anlaufstellen einzurichten, bei denen Missbrauch gemeldet werden könne. Außerdem begrüßte Rörig die päpstliche Vorgabe, wonach Betroffenen "mit Würde und Respekt" begegnet und in Zukunft auch therapeutische und psychologische Betreuung angeboten werden müsse.

Weitergabe an die staatlichen Behörden

In Deutschland gelten seit 2014 die Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger und Schutzbefohlener im Bereich der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Damit gebe es in Deutschland bereits hohe Standards, was die Meldung und Untersuchung solcher Fälle betreffe. Deutsche Bistümer müssten demnach strafrechtlich relevante Fälle an die staatlichen Strafverfolgungsbehörden weitergeben.

In dem päpstlichen Dokument wird ebenfalls betont, dass sich die einzelnen Diözesen, was die staatliche Verfolgung von Missbrauchsfällen angeht, an die jeweiligen nationalen Gesetze zu halten hätten. "Ich kann gut nachvollziehen, dass der Papst nicht für jedes Land festlegt, dass Missbrauchsfälle auch staatlichen Strafverfolgungsbehörden gemeldet werden müssen, da in einigen Ländern der Welt keine rechtsstaatlichen Grundsätze gelten", sagte Rörig. "In Ländern, wo die Todesstrafe gilt oder menschenwürdige Haftbedingungen nicht garantiert sind, muss die Kirche an anderen Sanktions- und Aufarbeitungsmöglichkeiten arbeiten." (epd/Stand: 09.05.2019)