"Dem Kirchentag geht es ums Zuhören, aber ich möchte nicht Herrn Gauland zuhören", verteidigte Kirchentagspräsident Hans Leyendecker die Entscheidung aus der Präsidium-Sitzung. "Wir laden Wähler und Sympathisanten der AfD ausdrücklich ein - nicht aber Repräsentanten der AfD", sagte er im Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt".
Noch beim Kirchentag 2017 in Berlin hatte das Kirchentagspräsidium AfD-Politiker als Teilnehmer auf Podien und Diskussionsveranstaltungen zugelassen. Beim Katholikentag in Leipzig 2016 hatte das Zentralkomitee deutscher Katholiken (ZdK) als Veranstalter explizit keine AfD-Vertreter eingeladen. Beim Katholikentag 2018 in Münster hat lediglich der kirchenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Volker Münz, an einem Podium teilgenommen. Das ZdK begründete dies mit "demokratischer Notwendigkeit", weil alle kirchenpolitischen Sprecher der im Bundestag vertretenden Parteien eine Einladung erhielten. Grundsätzlich würden konkrete Personen zu den Podien eingeladen, nicht Parteienvertreter, hieß es.
Für den Evangelischen Kirchentag ist die Zugehörigkeit der AfD zum Bundestag kein Grund für eine Einladung. Der AfD-Boykott gelte allerdings nicht für Gottesdienste. So stehe etwa der Eröffnungsgottesdienst auch AfD-Fraktions-Chef Alexander Gauland offen: "Wenn er kommen will, wird er einen Platz bekommen."