Zehn Tote nach erneutem Autobombenanschlag in Kabul

 (DR)

Die radikalislamischen Taliban setzen ihre Angriffsserie in Afghanistan fort. Bei einem Anschlag auf einen Kontrollposten im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul kamen am Donnerstag mindestens zehn Menschen ums Leben. Außerdem habe es mindestens 42 Verletzte gegeben, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi, am Donnerstag. Behördenangaben zufolge detonierte ein mit Sprengstoff beladener Minibus bei dem Kontrollposten, der mit Kräften des afghanischen Geheimdienstes NDS, der Polizei und Armee besetzt war.

In unmittelbarer Nähe des Kontrollpostens befinden sich Einrichtungen des Geheimdienstes sowie das Hauptquartier der Nato-Mission "Resolute Support". Bilder in sozialen Medien zeigten eine große Rauchwolke aufsteigen und zahlreiche zerstörte Autos. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Angriff. Ihr Sprecher, Sabiullah Mudschahid, teilte über Whatsapp mit, die Autobombe sei detoniert, als ein Konvoi mit Ausländern die Stelle passierte.

Der Anschlag ist der vierte große Taliban-Angriff in Afghanistan innerhalb von fünf Tagen. In den vergangenen Tagen hatten Taliban-Kämpfer versucht, die Provinzhauptstädte Kundus und Pul-e Chumri zu überrennen. Am Montagabend detonierte eine massive Autobombe in der Nähe einer Ausländersiedlung in Kabul. Dutzende Zivilisten und Sicherheitskräfte wurden bei den Vorfällen getötet.

Gleichzeitig führen die Taliban seit dem Vorjahr Gespräche mit den USA über eine politische Beilegung des fast 18 Jahre dauernden Konflikts. Der US-Chefunterhändler Zalmay Khalilzad sagte am Montag, man habe sich "grundsätzlich" auf ein Abkommen geeinigt. Die "grundsätzliche" Einigung zwischen den USA und den Taliban sei aber erst endgültig, wenn sich US-Präsident Donald Trump damit einverstanden erkläre, sagte Khalilzad. Sollte Trump zustimmen, könne das Abkommen in den kommenden Tagen verkündet werden. Bei den Gesprächen geht es vor allem um Truppenabzüge und Garantien der Taliban, dass Afghanistan kein sicherer Hafen für Terroristen wird. In der Folge sollen innerafghanische Friedensgespräche geführt werden.

Dem afghanischen Militärexperten Mohammada Gul Mudschahid zufolge sehen die Taliban militärische Gewinne als wichtiges Druckmittel in den Gesprächen mit den USA. Die Botschaft an die USA sei: Obwohl wir mit euch sprechen, können wir Städte überfallen und großangelegte Angriffe ausführen. "Und die Botschaft an die afghanische Bevölkerung ist: Wenn ihr uns nicht akzeptiert, werden wir euch alle abschlachten", sagt Mudschahid.

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte der Deutschen Presse-Agentur, es stimme, dass man an der Schwelle zu einem Abkommen mit den USA stehe. Aber es sei noch nicht unterzeichnet. Wenn dem so sei, werde man sich an die Inhalte halten. Zudem seien die Taliban-Angriffe Reaktionen auf die andauernden Nachtoperationen und Luftangriffe durch die Regierungskräfte und ihre Verbündeten. Zuletzt war die Zahl der getöteten Zivilisten durch diese Luftangriffe und Nachtoperationen signifikant gestiegen.

Der Autobombenanschlag auf den Kontrollposten war der 19. größere Angriff in der Hauptstadt Kabul in diesem Jahr. Bei den bisherigen 18 sind offiziellen Angaben zufolge mehr als 200 Menschen getötet und mehr als 1000 verwundet worden. (dpa)