Jüdische Gemeinde Halle beklagt fehlenden Polizeischutz

"Fahrlässigkeit hat sich bitter gerächt"

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, hat nach dem Anschlag auf die Synagoge fehlenden Polizeischutz beklagt. Es gebe nie Kontrollen. Zentralratspräsident Schuster fordert ein strengeres Vorgehen der Justiz.

Hagener Synagoge / © Markus Klümper (dpa)
Hagener Synagoge / © Markus Klümper ( dpa )

Nicht einmal bei der Chanukka-Feier, dem Jüdischen Lichterfest, mit mehreren hundert Menschen gebe es Polizei, "obwohl ich bitte, dass sie kommen." Anders als beispielsweise in Berlin und München sei die Polizei nicht vor der Synagoge präsent.

Ein schwerbewaffneter mutmaßlicher Rechtsextremist hatte am Mittwoch versucht, in die Synagoge einzudringen und dort unter Dutzenden Gläubigen ein Blutbad anzurichten. Nach Angaben von Privorozki vom Donnerstag waren 51 Menschen in der Synagoge. 

Schwere Vorwürfe gegen die Polizei 

Der Täter soll vor der Synagoge und danach in einem nahen Döner-Imbiss zwei Menschen erschossen haben. Außerdem soll er mindestens zwei weitere Menschen verletzt haben.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat nach dem Angriff auf eine Synagoge in Halle/Saale schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. "Dass die Synagoge in Halle an einem Feiertag wie Jom Kippur nicht durch die Polizei geschützt war, ist skandalös", teilte Schuster am Mittwochabend mit. Diese Fahrlässigkeit hat sich jetzt bitter gerächt."

"Verschiebung der roten Linie"

Nur glückliche Umstände hätten ein Massaker verhindert, sagte Schuster in Würzburg. Mit Blick darauf, dass am vergangenen Freitag in Berlin ein Mann mit Messer vor einer Synagoge gestoppt wurde, appellierte Schuster zudem an strengeres Vorgehen der Justiz nach Angriffen und Angriffsversuchen. 

In letzter Zeit sei eine "Verschiebung der roten Linie" zu beobachten, und auf Worte folgten Taten, sagte Schuster. 

Anschlag in Halle

Ein schwerbewaffneter Täter hat versucht, in einer Synagoge in Halle/Saale ein Blutbad unter rund 80 Gläubigen anzurichten. Die jüdische Gemeinde entging an ihrem höchsten Feiertag Jom Kippur nur knapp einer Katastrophe. Der mutmaßliche Rechtsextremist Stephan B. aus Sachsen-Anhalt wollte nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Mittwochmittag die Synagoge mit Waffengewalt stürmen, scheiterte jedoch. Danach soll der 27-jährige Deutsche vor der Synagoge und in einem nahen Döner-Imbiss zwei Menschen erschossen und mindestens zwei weitere verletzt haben.

Gottesdienst nach Anschlag in Halle / © Hendrik Schmidt (dpa)
Gottesdienst nach Anschlag in Halle / © Hendrik Schmidt ( dpa )
Quelle:
dpa