In der CSU wächst die Kritik an der Ablehnung eines muslimischen Bürgermeisterkandidaten in Wallerstein im Landkreis Donau-Ries durch Teile der dortigen Parteibasis. CSU-Chef Markus Söder sagte laut Bayerischem Rundfunk am Rande der CSU-Klausurtagung im oberbayerischen Seeon: "Wer sich zu den Grundsätzen der CSU bekannt hat, der sollte auch ein guter Kandidat sein." Söder habe CSU-Generalsekretär Markus Blume beauftragt, den Vorgang aufzuarbeiten.
Der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel hatte zuvor der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstag) mitgeteilt: "Ich halte es für grundfalsch, einen Kandidaten wegen seines Glaubens auszuschließen, wenn er sich zu unseren Werten bekennt." Gerade heute, da ein Dialog zwischen den Weltreligionen dringend nötig sei, dürfe derlei nicht passieren. "Sogar bei den Oberammergauer Passionsspielen dürfen Muslime mitmachen, dann muss das doch in der CSU auch möglich sein." Waigel ergänzte, die CSU sei zwar von Christen gegründet worden."Doch schon in den 50er Jahren hat der damalige CSU-Chef Hanns Seidl dafür gekämpft, dass Andersgläubige einen Platz bei uns haben." Das müsse heute erst recht gelten.
Zuvor hatte schon der bayerisch-schwäbische CSU-Bezirksvorsitzende und Europaabgeordnete Markus Ferber der Zeitung gesagt: "Die CSU ist keine Partei von Katholiken und Protestanten, sondern eine werteorientierte Partei. Und ein Moslem kann genauso unsere Werte teilen wie ein Christ." Überdies sei der betroffene Maschinenhändler Sener Sahin "ein cooler Kandidat, bestens integriert im Ort, als Unternehmer, im Sportverein - ein klassischer CSU-Kandidat eben".
Ferber ergänzte, ihn ärgere, dass jetzt Rassismus-Vorwürfe gegen die CSU laut würden. "Das halte ich für absolut abenteuerlich." Menschen muslimischen Glaubens gehörten selbstverständlich zu Deutschland. Den Satz von Ex-Bundespräsident Christian Wulff, der Islam gehöre zu Deutschland, halte er indes für "schwierig", so Ferber. "Das Christentum ist bis in unser Grundgesetz verankert, das ist der Islam eben nicht."
CSU-Politiker Peter Gauweiler sagte im Interview der "Neuen Zürcher Zeitung" (Dienstag) auf die Frage, ob es in absehbarer Zeit einen CSU-Chef oder eine CSU-Chefin mit muslimischem Glauben geben wird: "Das ist so abwegig wie eine katholische Pfarrstelle in Mekka".
Am Wochenende war bekannt geworden, dass der von der CSU nominierte Sahin doch nicht zur anstehenden Bürgermeisterwahl in Wallerstein antreten wird. Als Grund nannte der 44-jährige gebürtige Nördlinger Widerstand aus den Reihen der Partei. Es habe Proteste beim Ortsverband und beim nordschwäbischen CSU-Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange gegeben. (kna/Stand 06.01.2020)