Situation in Spanien während der Corona-Krise

 (DR)

Bei der Desinfizierung von Altenheimen im Zuge des Kampfs gegen das Coronavirus haben Soldaten in Spanien in mehreren Einrichtungen verstorbene Menschen in ihren Betten entdeckt. Ihr Tod wurde offenbar längere Zeit nicht bemerkt, wie die spanische Tageszeitung El Pais (Dienstag) meldet. Die Behörden gingen davon aus, dass die meisten Senioren am Coronavirus gestorben seien. Die zuständige Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen aufgenommen.

In Spaniens Altersheimen scheint die Lage besonders angespannt zu sein. Vergangene Woche starben allein dort rund 100 Personen an den Folgen der Lungenkrankheit. Die Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez stellte die Seniorenheime deshalb unter spezielle Kontrolle.

"Die Situation in unseren Altenheimen ist dramatisch. Uns fehlen Mundschutzmasken, Schutzkleidungen, einfach alles, um vor allem die sehr anfälligen älteren Menschen zu schützen", sagte vergangene Woche bereits der bekannte spanische Geistliche Angel Garcias Rodriguez, dessen katholische Hilfsorganisation "Botschafter des Friedens" landesweit 120 Altenheime betreut.

Unterdessen berichten auch Angehörige von katastrophalen hygienischen Zuständen und Mangel an Schutzausrüstungen für das Pflegepersonal in mehreren spanischen Altenheimen.

Verteidigungsministerin Margarita Robles kündigte an, man werde gegen die Verantwortlichen für solche Missstände in den Heimen vorgehen. Experten geben allerdings zu bedenken, das Pflegepersonal in den Heimen sei vollkommen überfordert - zumal sich nicht nur zahlreiche alte Menschen mit dem Virus infizierten, sondern auch viele Pfleger selber.

Fernando Simon, Leiter des spanischen Seuchennotfallzentrums, erklärte am Montag, dass es sich bei rund 12 Prozent aller Corona-Fälle in Spanien um Personen aus dem Gesundheits- und Pflegebereich handelt.

Eine andere Erklärung, warum zahlreiche verstorbene Senioren in ihren Betten aufgefunden wurden, sind vollkommen überforderte Bestattungsunternehmen.

Unterdessen ergriff Madrids Regionalregierung drastische Maßnahmen. Sie will eine 1.800 Quadratmeter große Eissporthalle mit entsprechenden Kühlsystemen in eine riesige Leichenhalle umwandeln. In Madrid sterben im landesweiten Vergleich die meisten Menschen an Corona. Fast 60 Prozent aller Todesopfer stammen aus der Hauptstadt.

Spanien ist mit derzeit rund 40.000 Infizierten und etwa 2.700 Toten nach Italien das am heftigsten von der Coronavirus-Pandemie befallene Land Europas. Am Mittwoch will das Parlament deshalb auch eine Verlängerung der Ausgangssperre bis 11. April beschließen. (KNA/Stand 24.03.2020)