Corona-Verschwörungstheorien: Oft nur ein Randphänomen

Verschwörungstheorien – Weltweit

FFP2-Maske gilt als eine der besten Schutzmaßnahmen gegen eine Coronavirus-Infektion / © Daniel Karmann (dpa)
FFP2-Maske gilt als eine der besten Schutzmaßnahmen gegen eine Coronavirus-Infektion / © Daniel Karmann ( dpa )

Corona-Fehlinformationen sind ein weltweites Problem - doch in den meisten Ländern scheinen sie nicht vorherrschend zu sein. Zusammenkünfte wie die sogenannten Hygiene-Demonstrationen in Deutschland sind anderswo meist weniger ausgeprägt, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur weltweit ergibt.

GROSSBRITANNIEN: Vor allem der Astrophysiker Piers Corbyn fällt im Land der Briten derzeit als Corona-Verschwörungstheoretiker auf. Der Bruder des früheren Chefs der oppositionellen Labour-Partei beschwört einen Zusammenhang zwischen dem Ausbruch des Coronavirus und dem superschnellen 5G-Mobilfunknetz. Der 73-Jährige, der auch den vom Menschen verursachten Klimawandel für Unsinn hält, hat schon diverse Protestzüge angeführt. Er meint, die Menschen würden mit Lügen "einer Gehirnwäsche unterzogen". Piers Corbyn soll Medienberichten zufolge auch Angriffe auf die "gefährlichen" G5-Anlagen befürworten.

SCHWEIZ: Viele Demonstranten hier sind Anhänger der europaweiten Bewegung "Corona-Rebellen". Unter ihnen ist auch der Kardiologe Thomas Binder, dessen vorübergehende Festnahme Ostern nach einem Aufruf zum bewaffneten Kampf Schlagzeilen machte. Auch er behauptet, die Verbreitung des Coronavirus hänge mit den 5G-Mobilfunkantennen zusammen, und warnte vor "Weltputschterroristen", die Regierungen kontrollieren und Menschen eine Corona-Impfung aufzwingen wollten.

FRANKREICH: Verschwörungstheorien sind in Frankreich ein Thema, vor allem im Internet. Die drei Organisationen SOS-Racisme, die Vereinigung jüdischer Studenten in Frankreich (UEJF) und SOS Homophobie erstatteten Anzeige, da Hasskommentare bei Twitter während der coronabedingten Ausgangsbeschränkungen um 43 Prozent gestiegen seien. Frankreich gehört in Europa zu den Ländern, die besonders von der Pandemie betroffen sind.

ISRAEL: Da sich einige der Verschwörungstheorien insbesondere gegen Juden richten, werden diese genau beobachtet. Das Ministerium für strategische Angelegenheiten stellte in der Krise eine Zunahme antisemitischer Rhetorik fest, die von Gewaltandrohungen begleitet werde. Befürchtet wird, dass es in der Folge zu Angriffen von Extremisten auf Juden und jüdische Einrichtungen kommen könnte, insbesondere nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen.

USA: Präsident Donald Trump misstraut Experten und wissenschaftlichen Erkenntnissen und wenn Vertreter seiner Regierung sich äußern, verschwimmen zuweilen die Grenzen zu abseitigen Theorien: Wird die Zahl der Corona-Toten übertrieben? Wird sich das Virus bei wärmerem Wetter einfach in Luft auflösen? Hat China das Virus absichtlich als Waffe in die Welt gesetzt? Solche Fragen werden in den USA auch von Trump oder seinen Beratern gestellt. Konkrete Belege bleiben sie meist schuldig.

SPANIEN: Obwohl der Unmut in Spanien über die Corona-Politik der Regierung groß ist, gibt es keine Verschwörungstheorien wie in Deutschland. Sogenannte Hygienedemos sind in Spanien unbekannt. Die Proteste beschränken sich auf relativ kleine Kundgebungen. Im privaten Gespräch sind der Fantasie bei Vermutungen über den Ursprung des Virus sowie Profiteure der Pandemie aber kaum Grenzen gesetzt.

AFRIKA: Verschwörungstheorien wie in Deutschland sind auch hier eher selten. Obwohl die meisten Regierungen schnell und entschlossen teils überaus strenge Restriktionen angeordnet haben, sind Massenproteste rar. Vorübergehend für Aufregung sorgten missverständliche Äußerungen französischer Mediziner, Covid-19-Mittel in Afrika zu testen. Viele Afrikaner hoffen auf pflanzliche Heilmittel: Auf der Gewürzinsel Madagaskar wird ein "Covid Organics" genannter Gesundheitstrunk propagiert, trotz erster Expertenwarnungen. Tansanias Präsident John Magufuli empfiehlt Zitronen und Ingwer sowie Beistand von oben: Er propagiert die Kraft des Gebetes.

BRASILIEN: Immer wieder gehen Anhänger des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro im Streit über den richtigen Umgang mit dem Coronavirus auf die Straße und fordern ein Eingreifen der Streitkräfte. Die Proteste richten sich gegen die Einschränkungen des öffentlichen Lebens, die Bürgermeister und Gouverneure erlassen haben, um das Virus einzudämmen. Der brasilianische Außenminister Ernesto Araújo glaubt, dass sich hinter dem Coronavirus ein großer Plan verbirgt, den Kommunismus in der Welt zu verbreiten. "Das Comunavirus (Wortspiel Coronavirus und "comunista") ist gekommen", heißt ein Text auf seinem Blog, in dem er schreibt: "Das Coronavirus weckt erneut den kommunistischen Albtraum." Nationale Kompetenzen der WHO zu übertragen sei nur der erste Schritt zum Aufbau einer kommunistischen Solidarität auf der Welt. (dpa/21.05.2020)

Quelle:
dpa