Schönborn: Kirchliche Entscheidungen kein Kniefall vor Regierung

 (DR)

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn sieht in den kirchlichen Entscheidungen während der Corona-Krisenbewältigung keinen Kniefall vor der Regierung. Die Beschränkungen der religiösen Praxis seien "getragen von der gemeinsamen Verantwortung für das Wohl unseres Landes, um eine Explosion der Pandemie zu vermeiden", sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz im Interview der Presseagentur Kathpress (Mittwoch). Das hätten manche Gläubige anders gesehen.

Schönborn weiter: "Es gibt natürlich Gruppen, die finden, die Maßnahmen waren übertrieben, es war alles nicht so schlimm, es hätte alles nicht so drastisch zurückgefahren werden müssen." Die Gegenfrage laute freilich: "Wie sähe es aus, wenn der exponentielle Anstieg der Infektionen weitergegangen wäre? Wie sähe es aus, wenn das Gesundheitssystem einfach zusammengebrochen wäre? Wie sähe es aus, wenn man hätte beginnen müssen, wie das in anderen Ländern der Fall war, zu selektieren und manche Personen nicht mehr zu behandeln?"

Im Nachhinein sei es leicht zu sagen "Warum habt ihr so rigoros gehandelt?". Aber, so der Kardinal: "Das ist nicht der Geist der Dankbarkeit und auch nicht der Achtsamkeit und der Wertschätzung."

Als recht gut gelungen bezeichnete Schönborn die Intensivierung der digitalen Präsenz im Krisenmodus, vor allem mit Blick auf die Gottesdienste. Wichtig sei, dass die Kirche grundsätzlich aus den Erfahrungen der Krise lerne, und zwar ohne Überstürzen und Übereilen. Der Kardinal wörtlich: "Es geht jetzt nicht darum, einfach selbstverständlich dort anzuknüpfen, wo wir vorher waren." (KNA, 27.05.2020)

Als mögliche Anknüpfungspunkte nannte Schönborn neben der Digitalisierung eine Intensivierung der Hauskirche. "Und wir haben auch gelernt, und das ist ein wichtiger Punkt, dass das Gebet und Stille uns einfach gut- und nottun." Für viele Menschen habe sich das Leben verlangsamt - "und diese Entschleunigung sollten wir nicht einfach wieder