Mit einem bloßen Abbau von Kolonialdenkmälern in Deutschland ist es aus Sicht der Initiative Berlin Postkolonial nicht getan. "Kolonialdenkmäler sollten nicht einfach abgeräumt werden", sagte Sprecher Christian Kopp der Deutschen Presse-Agentur. Konstruktiver wäre es aus seiner Sicht, Kunstschaffende zum Beispiel aus ehemaligen Kolonien dazu einzuladen, die Wirkung der Statuen zu brechen, Gegendenkmäler zu entwickeln oder sie zu verfremden. Kritische Infotafeln reichten nicht aus. Berlin Postkolonial setzt sich auch für die Umbenennung von Straßen in Berlin ein, die Kolonialisten gedenken.
In den vergangenen Tagen waren in den USA, in Großbritannien und etwa auch in Belgien Statuen mit Kolonialbezug beschmutzt oder gestürzt worden.
Deutschland eignete sich ab 1884 Kolonien in Afrika, Ozeanien und Ostasien an. Es verfügte damit über das viertgrößte koloniale Gebiet. Die gewaltvolle Herrschaft der Deutschen führte zu Aufständen und Kriegen. Während des Herero-und-Nama-Kriegs von 1904 bis 1908 im damaligen Deutsch-Südwestafrika begingen die Kolonialmächte einen Massenmord, der als erster Genozid des 20. Jahrhunderts gilt. Auch im Maji-Maji-Krieg von 1905 bis 1908 im damaligen Deutsch-Ostafrika töteten sie Hunderttausende. Mit der Niederlage der Deutschen im Ersten Weltkrieg wurden ihre Kolonien unter den Siegermächten aufgeteilt. (dpa, 14.6.20)