Das sagte Hans-Heinrich Berghorn, Sprecher des westfälisch-lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) der Deutschen Presse-Agentur. Jeden Tag werde das Problem drängender.
Die Schweinemäster aus Westfalen-Lippe, zu denen auch der im Februar neu ins Amt gewählte Verbandspräsident Hubertus Beringmeier aus dem Kreis Paderborn zählt, haben mit dem Stopp wegen hoher Corona-Infektionszahlen unter den Werksarbeitern einen Abnehmer für rund 26 000 Tiere pro Tag verloren. Hinzu kommt laut Berghorn, dass die Firma Westfleisch in ihrem Werk in Coesfeld wegen verschärfter Hygienevorgaben die Produktion auch nicht im vollen Umfang wieder hochfahren konnte.
Das Problem in Westfalen hat aber bundesweite Folgen. Deshalb drängt auch die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) auf die Antwort, wann Tönnies in Rheda-Wiedenbrück wieder öffnen darf. "Die Schweinehalter müssen das dringend wissen, wir brauchen schnell ein klares Signal, sonst droht auf Sicht ein großes Tierschutzproblem in den Ställen", sagte der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands, Torsten Staack, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch).
Laut Staack werden in Rheda-Wiedenbrück zwischen 12 und 14 Prozent der deutschen Schweine geschlachtet. Weil der Betrieb aber derzeit ruht und auch andere Schlachthöfe nur reduziert arbeiten, gebe es zurzeit deutschlandweit Verarbeitungsengpässe. "In der Woche stauen sich derzeit insgesamt etwa 100 000 Schweine an, die nicht wie geplant geschlachtet werden können», sagte Staack. Nach Angaben von Tönnies hat das Unternehmen mit rund 20 Prozent seiner Lieferanten feste Abnahmeverträge. In Rheda-Wiedenbrück würden normalerweise pro Tag je nach Marktlage zwischen 20 000 bis 25 000 Schweine geschlachtet. 30 000 sind seit 2019 von den Behörden genehmigt. "Wir verteilen jetzt die Tiere von unseren Vertragspartnern auf die Werke in Sögel, Weißenfels und Kellinghusen", erklärt Tönnies-Sprecher André Vielstädte.
Die Tierzüchter mästen auf ein mit dem Schlachter vereinbartes Zielgewicht hin. Bleiben die Tiere zu lange im Stall, hat der Bauer höhere Futterkosten. Werden die Tiere zu fett, drohen Preisabzüge. Mittelfristig wird es in den Ställen zu eng. Um darauf zu reagieren, könnte die Nachfrage bei den Ferkelzüchtern sinken, wie der westfälisch-lippische Landwirtschaftsverband erklärte. (dpa, 01.07.2020)