"Sie werden unter menschenunwürdigen Bedingungen, ohne ausreichenden Arbeitsschutz und ohne existenzsichernde Entlohnung beschäftigt. Grundrechte ebenso wie arbeits- und sozialrechtliche Ansprüche werden ihnen vorenthalten", erklärte der Kölner Weihbischof Ansgar Puff am Dienstag in Bonn.
Das gelte unter anderem für die Lebensmittelindustrie, die Pflege, auf dem Bau und in der Prostitution. Puff ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe Menschenhandel der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz.
"Von dieser Entmenschlichung der Arbeit zu Menschenhandel ist es nur ein kleiner Schritt", fügte der Weihbischof hinzu. Die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen hätten ihren Ursprung dabei auch in den Herkunftsländern der Betroffenen. "Kirchliche Partner in Rumänien und Bulgarien berichten, dass viele Menschen bereit sind, einen schlechten Lohn und prekäre Arbeitsbedingungen zu akzeptieren, um ihre Familien im Heimatland unterstützen zu können. Hierfür zahlen sie einen viel zu hohen Preis."
Puff betonte, die katholische Kirche kümmere sich in Deutschland wie in den Herkunftsländern in vielfältiger Weise um die Opfer von Menschenhandel: in der sozialen und juristischen Beratung und durch konkrete Hilfe für Menschen, die der Ausbeutung entkommen. Zum Engagement gehöre auch der Einsatz für faire Lebensbedingungen weltweit, die dem Menschenhandel seine Grundlagen entziehen.
Vor allem aber seien Politik und Verwaltung gefordert, entsprechende Regeln durchzusetzen. Notwendig seien konsequente Kontrollen sowohl der Arbeitsvermittlungsagenturen als auch der Betriebe, betonte Puff. "Es muss sichergestellt werden, dass die zuständigen Behörden mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausgestattet sind und auf qualifiziertes Personal, nicht zuletzt Dolmetscher, zugreifen können."
Weltweit sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen 40 Millionen Menschen Opfer des Menschenhandels. (KNA / 28.07.2020)