Nach dem Ausbruch mehrerer Brände im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos fordert der Nordrhein-westfälische Flüchtlingsminister Joachim Stamp (FDP) eine rasche Reaktion von Bund und EU. "Es ist erbärmlich, dass die EU so lange zugeschaut hat, bis es in Moria zu dieser Eskalation gekommen ist", sagte Stamp am Mittwoch. Jetzt sei unmittelbares Handeln notwendig, um es nicht zur Katastrophe kommen zu lassen.
Die Länder hätten bereits Hilfe angeboten, sagte Stamp. "Der Bund muss die Koordination übernehmen. Horst Seehofer und Heiko Maas sind bisher untätig geblieben. Das muss sich sofort ändern." Da Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft inne habe, trage es eine besondere Verantwortung. "Wenn die EU nicht in der Lage ist, wenige Tausend Migranten menschenwürdig unterzubringen, ist das eine Bankrotterklärung der europäischen Werteordnung."
Das Flüchtlingslager Moria ist seit Jahren heillos überfüllt, derzeit leben dort nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums rund 12 600 Flüchtlinge und Migranten - bei einer Kapazität von gerade mal 2800 Plätzen. Stamp hatte das Lager Anfang August besucht. Seit vergangener Woche treten immer mehr Fälle von Corona-Infektionen auf, weshalb das Lager unter Quarantäne gestellt worden ist. In der Nacht zum Mittwoch sind in dem Lager mehrere Brände ausgebrochen. Mittlerweile sind die Brände unter Kontrolle. (dpa, Stand: 9.9.2020)