In Frankreich hat ein hochrangiger Islamvertreter die Muslime zu einem gelasseneren Umgang mit Mohammed-Karikaturen aufgerufen. Muslime sollten die Zeichnungen "ignorieren", statt mit Gewalt darauf zu reagieren, erklärte der Präsident des Conseil francais du culte musulman (CFCM; Französischer Rat des muslimischen Kultes), Mohammed Moussaoui, laut örtlichen Medienberichten (Mittwoch). Das französische Recht erlaube die Karikaturen und schreibe niemandem vor, diese zu mögen oder "nicht zu hassen".
Die Gläubigen sollten dem Vorbild des Propheten Mohammed folgen, der bei einer Gelegenheit die Beleidigungen einer Menge gegen ihn schlichtweg nicht beachtet habe, erklärte der Präsident des islamischen Dachverbands. "Entspricht es nicht eher dem Beispiel des Propheten, diese Karikaturen zu ignorieren und sie als etwas zu betrachten, das nichts mit unserem Propheten zu tun hat?", betonte Moussaoui.
In Frankreich wird nach dem Mord an dem Lehrer Samuel Paty wieder über die Mohammed-Karikaturen diskutiert. Paty war am 16. Oktober von einem fanatischen Muslim in einem Pariser Vorort enthauptet worden, weil er die Zeichnungen im Unterricht gezeigt hatte, um mit den Schülern über Toleranz zu debattieren. Führende französische Politiker betonten danach das Recht auf Meinungsfreiheit in der laizistischen Republik.
Aus mehreren islamischen Ländern kamen daraufhin Proteste, in Frankreich herrsche ein islamfeindliches Klima, und der Aufruf zu einem Boykott französischer Waren. Die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo", auf deren Redaktion islamistische Terroristen im Januar 2015 wegen des Abdrucks von Mohammed-Karikaturen einen Anschlag mit zwölf Toten verübt hatten, zeigte die Zeichnungen im vergangenen September erneut.