Wird Lourdes zum Nationalheiligtum?

"Klarere Regeln erforderlich"

Der südfranzösische Wallfahrtsort Lourdes wird möglicherweise Nationalheiligtum. Über einen entsprechenden Vorschlag zu neuen Statuten wollen Frankreichs katholische Bischöfe am Samstag abstimmen, berichtet die Zeitung "La Croix".

Grotte in Lourdes / © Spirit Stock (shutterstock)

"In Lourdes sind klarere Regeln erforderlich, die es ermöglichen, die verschiedenen Dimensionen der Pilgerstätte zu berücksichtigen: lokal, national und international", sagte Weihbischof Antoine Herouard von Lille, seit Juni 2019 päpstlicher Delegierter für den Wallfahrtsort.

Im Raum stand demnach auch, Lourdes als Heiligtum auf internationaler Ebene zu errichten. Der Unterschied bestehe darin, dass die Statuten von der Bischofskonferenz genehmigt werden, während Rom bei internationalen Heiligtümern direkt eingreife, erklärte Herouard. 

Marienfeier des Deutschen Lourdes Vereins / © Beatrice Tomasetti (DR)
Marienfeier des Deutschen Lourdes Vereins / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Der weltberühmte Schrein von Fatima ist ein portugiesisches Nationalheiligtum, der weniger frequentierte Schrein von Loreto in Italien ein internationales Heiligtum.

Regionale Identität erhalten

Es gelte, die Rolle der Hauptakteure rund um Lourdes, nämlich Diözesanbischof, Wallfahrtsrektor, weitere Geistliche und andere besser abzustimmen. Laut den neuen Statuten soll der Rektor künftig auf Vorschlag des Diözesanbischofs vom Ständigen Rat der Französischen Bischofskonferenz ernannt werden. 

Ebenso werde ein bischöflicher Beirat gebildet. Dabei dürfe der Marienwallfahrtsort nicht seiner pyrenäischen Identität beraubt werden, hieß es.

Zustimmung aus Rom

Im Falle einer positiven Abstimmung werden die neuen Statuten zur Genehmigung an Rom weitergeleitet; mit Zustimmung sei zu rechnen, da die Regeln in Zusammenarbeit mit den betreffenden vatikanischen Stellen erarbeitet wurden.

Herouard rechnet demnach mit dem Inkrafttreten Anfang 2021. Sein Auftrag als päpstlicher Delegierter könne bald darauf enden, sagte er. 

Lourdes

Madonna vor der Lourdesgrotte / © Maike Müller (KNA)
Madonna vor der Lourdesgrotte / © Maike Müller ( KNA )

Lourdes ist einer der berühmtesten Wallfahrtsorte der Welt. In dem südfranzösischen Städtchen soll 1858 dem damals 14-jährigen Hirtenmädchen Bernadette Soubirous (1844-1879) insgesamt 18 Mal Maria erschienen sein.

Laut den Berichten des Mädchens wies die als "weiße Dame" und als "Unbefleckte Empfängnis" auftretende Gottesmutter sie an, Wasser aus einer Quelle zu trinken, Buße zu tun und "den Priestern zu sagen, hier eine Kapelle zu bauen und dass man hierher in Prozessionen kommen solle". 1862 wurden die Erscheinungen vom Ortsbischof, 1891 von Papst Leo XIII. anerkannt.

Quelle:
KNA