Das sagte Zentralratspräsident Josef Schuster den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Es geht darum, das Judentum, jüdisches Leben bekannter zu machen - nicht immer im Zusammenhang mit der Schoa, nicht nur aus der Opferperspektive." Jüdisches Leben sollte etwas Selbstverständliches sein. Schuster wies darauf hin, dass im kommenden Jahr 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert werden: "Das Judentum ist nichts Exotisches."
Mit Blick auf den antisemitischen Anschlag auf die Synagoge von Halle vor einem Jahr und den Angriff auf einen jüdischen Studenten in Hamburg bekräftigte Schuster zudem, "dass jüdische Einrichtungen einen hohen Schutz brauchen". Die Attacke von Hamburg zeige, dass es derzeit keine andere Möglichkeit gebe. Der Vorfall sollte genau analysiert werden, um gegebenenfalls Schwachstellen aufzudecken und zu beseitigen.
"Wenn Veranstaltungen oder Gottesdienste stattfinden, brauchen wir einen wirksamen entsprechenden Schutz, der so gestaltet sein muss, dass die Polizisten jederzeit einsatzbereit sind", betonte Schuster. "Wenn in Halle vor der Synagoge eine Polizeistreife gestanden hätte, weiß ich nicht, ob der Attentäter es überhaupt versucht hätte."
In Hamburg war ein 26-jähriger jüdischer Student vor einer Synagoge mit einem Klappspaten angegriffen und schwer verletzt worden. In Halle in Sachsen-Anhalt hatte ein Attentäter am 9. Oktober vor einem Jahr versucht, mit Sprengsätzen und Schusswaffen in die abgeschlossene Synagoge zu gelangen, um möglichst viele Juden zu töten. Er erschoss schließlich eine Passantin vor der Synagoge und einen Mann in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss. (epd/06.10.2020)