Kardinal Marx verzichtet auf Bundesverdienstorden

Nach Kritik von Betroffenen

Reinhard Kardinal Marx hat kurzfristig von der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes Abstand genommen. Zuvor hatten mehrere Betroffene sexuellen Missbrauchs die Vergabe kritisiert. Sie sollte am 30. April in Schloss Bellevue erfolgen.

Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, diskutiert mit Filmproduzent Ingo Fließ beim Ökumenischen Empfang der DBK und der EKD anlässlich der Berlinale 2024 / © Walter Wetzler  (KNA)
Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, diskutiert mit Filmproduzent Ingo Fließ beim Ökumenischen Empfang der DBK und der EKD anlässlich der Berlinale 2024 / © Walter Wetzler ( KNA )

"Die Kritik, die nun von Menschen geäußert wird, die von sexuellem Missbrauch im Raum der Kirche betroffen sind, nehme ich sehr ernst, unabhängig von der Richtigkeit der einzelnen Aussagen in Offenen Briefen und in der medialen Öffentlichkeit", schrieb Marx nach Angaben seiner Pressestelle. Er fühle sich persönlich und auch als Amtsträger der Kirche der Aufarbeitung verpflichtet.

Nicht aufgearbeitete Rolle

Nach Bekanntwerden der geplanten Auszeichnung hatten Missbrauchsbetroffene aus Köln und aus Trier diese mit Blick auf die nicht aufgearbeitete Rolle von Marx in mehreren Missbrauchsfällen öffentlich infrage gestellt. 

Ein Mitglied des Kölner Betroffenenbeirats kündigte in einem Protestbrief an, im Falle einer Ordensverleihung an Marx werde er sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben. Dies sollten dann auch andere tun.

Unterschiedliche Reaktionen 

In ersten Reaktionen begrüßten einige Betroffene den Verzicht auf die Auszeichnung. Missbit-Sprecher Hermann Schell sagte, das zeige, dass Marx die Kritik sehr ernst nehme. Ihn störe aber, dass der Kardinal inhaltlich bisher nicht weiter Position zu den vorgebrachten Kritikpunkten beziehe.

Der Sprecher der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, äußerte auf Twitter "Respekt!" für die Entscheidung des Kardinals. Er selbst hatte im April zusammen mit Jesuitenpater Klaus Mertes das Bundesverdienstkreuz erhalten. 

Missbrauchsgutachten: Schwere Vorwürfe gegen Benedikt XVI. und Kardinal Marx

Das lange erwartete Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München-Freising belastet amtierende und frühere Amtsträger schwer, darunter auch den emeritierten Papst Benedikt XVI.

Joseph Ratzinger habe sich in seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof (1977-1982) in vier Fällen fehlerhaft verhalten, heißt es in der am Donnerstag in München vorgestellten Untersuchung der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW). Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, werfen die Anwälte unter anderem vor, sich nicht ausreichend um Fälle sexuellen Missbrauchs gekümmert zu haben.

Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool (KNA)
Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool ( KNA )
Quelle:
KNA