Libanon

Symbolbild: Flagge des Libanon / © Yulia Grigoryeva (shutterstock)
Symbolbild: Flagge des Libanon / © Yulia Grigoryeva ( shutterstock )

Das Christentum im Libanon hat eine lange Tradition und bildete bis ins 20. Jahrhundert eine religiöse Mehrheit innerhalb der libanesischen Bevölkerung, speziell in den Bergen. Der Libanon ist ein Zufluchtsland für Christen aus anderen Staaten des Nahen Ostens. - Die Maroniten, die Melkiten (Griechisch-Katholisch), die Syrisch-Katholiken sowie die Armenisch-Katholiken bezeichnet man auch als mit Rom unierte Katholiken. 

Die Kirchen besitzen alle einen eigenen Patriarchen. Der gegenwärtige maronitische Patriarch ist auch Kardinal. Die Lateinische Kirche, das heißt die römisch-katholische Kirche gehört direkt zu Rom. Ferner gehört die Chaldäisch-Katholische Kirche zu den katholischen Kirchen. Die Katholiken sind die größte christliche Religionsgemeinschaft im Libanon. 

Mit rund 40 Prozent verzeichnet die parlamentarische Republik Libanon den größten Anteil Christen in der Arabischen Welt. Auch die Zahl offiziell anerkannter Religionsgemeinschaften ist mit 18 hoch. Unter den Muslimen sind Sunniten und Schiiten gleichermaßen vertreten; Drusen (5,7 Prozent) und Alawiten (2 Prozent) stellen weitere Minderheiten.

Die Vielfalt des Landes spiegelt sich in einem komplexen politischen System wider. Seit dem sogenannten Taif-Abkommen von 1989 teilen sich sieben christliche Konfessionen und vier muslimische Gruppen nach einem festen Schlüssel paritätisch die Sitze im Parlament. Eine Staatsreligion kennt das Land nicht. 

Seit dem Bürgerkrieg (1975-1991) ist das Gleichgewicht jedoch etwas ins Wanken geraten. Dazu tragen eine politische Fragmentierung in zwei Lager und das bislang ungelöste Problem der durch den israelisch-palästinensischen Konflikt ins Land geflohenen Palästinenser bei.

Der Libanon ist seit 1926 eine Republik und derzeit eine parlamentarische Demokratie. Die innenpolitische Lage ist aufgrund des Konfessionalismus sehr komplex und wenig stabil. Mehrere Präsidenten, Ministerpräsidenten und andere Politiker wurden in der Geschichte des Libanon während oder nach ihrer Amtszeit ermordet. Die Verfassung von 1926 wurde zuletzt 1999 geändert, über deren Einhaltung wacht der Verfassungsrat des Libanon.

Die vier höchsten Staatsämter sind Mitgliedern bestimmter religiöser Gruppen vorbehalten:

  • Das Staatsoberhaupt muss maronitischer Christ sein,
  • der Parlamentspräsident muss schiitischer Muslim sein,
  • der Regierungschef muss sunnitischer Muslim sein,
  • der Oberbefehlshaber der Armee muss Christ sein.

Diese Regeln basieren nicht auf der Verfassung von 1926, sondern wurden zwischen den Vertretern der Konfessionen zuletzt im Abkommen von Taif bestätigt.

Der Libanon ist nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR das Land mit den meisten Flüchtlingen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Aktuell sind etwa eine Million syrische Flüchtlinge im Land registriert, darüber hinaus gut 200.000 palästinensische Flüchtlinge, die größtenteils nach dem Palästinakrieg und dem Sechstagekrieg kamen, sowie einige tausend irakische Flüchtlinge. Da der Libanon die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 und das dazugehörige Protokoll von 1967 nicht unterzeichnet hat, ist der Rechtsstatus aller Flüchtlingsgruppen nach Einschätzungen von Caritas international prekär. (kna, Erzbistum Köln)