Wielun

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Mit der Bombardierung der südpolnischen Kleinstadt Wielun durch die deutsche Luftwaffe begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Rund 30 Sturzkampfbomber ("Stukas") griffen gegen 4.40 Uhr die Stadt an, wenige Minuten bevor 400 Kilometer nördlich ein deutsches Schiff das Feuer auf die Halbinsel Westerplatte bei Danzig eröffnete. Anders als die Westerplatte wurde Wielun jedoch nicht zum Symbol für den Beginn des deutschen Überfalls auf Polen, sondern spielte lange als Erinnerungsort beinahe keine Rolle.

Der Angriff des "Stuka"-Geschwaders auf Wielun gilt als erstes deutsches Kriegsverbrechen. Mehr als 1.000 Zivilisten starben an jenem Freitag im Bombenhagel; auch 26 Patienten eines Krankenhauses. Das Zentrum der Stadt wurde fast vollkommen zerstört, samt der katholischen Pfarrkirche und dem Allerheiligen-Spital. Das Massaker in Wielun, einem Ort ohne polnische Soldaten, ähnelt der Bombardierung des baskischen Städtchens Guernica im spanischen Bürgerkrieg 1937. Das Kommando führte bei beiden Gräueltaten der Fliegeroffizier Wolfram von Richthofen.

Der Erinnerung an den Angriff dienen in Wielun heute die Grundmauern der Pfarrkirche, die nicht wieder aufgebaut wurde, und ein Museum. Das nationale Interesse galt indes jahrzehntelang den polnischen Verteidigern des von Deutschland angegriffenen Munitionsdepots auf der Westerplatte und nicht den Opfern von Wielun. Die nationalen Gedenkfeiern richtete Polen am 1. September traditionell auf der Westerplatte aus. Erst 2004 beging der damalige Staatspräsident Aleksander Kwasniewski den Jahrestag des Kriegsausbruchs erstmals in Wielun. Es blieb eine Ausnahme, die seine Nachfolger Lech Kaczynski 2009 und Andrzej Duda 2017 wiederholten. In diesem Jahr wird dort Duda mit seinem deutschen Amtskollege Frank-Walter Steinmeier zusammenkommen. (kna/Stand 26.08.2019)