So ist es kein Zufall, dass Johannes Eschweiler das Edmund Erlemann Haus in Mönchengladbach als Ort für ein Treffen vorschlägt. Seit kurzem ist dieses Haus an der Citykirche, auf dem Abteiberg weithin sichtbar, erst umbenannt. Viele Jahre hat der 2015 verstorbene Erlemann hier gelebt und gearbeitet.
Der "Stadtheilige" ist verstummt. Und seine Botschaft?
2011 bekam Erlemann von den Mönchengladbachern den Ehrentitel: "Gladbachs Bester" verliehen. Als er starb, sorgte der Trauerzug für Verkehrsbehinderungen und die Zeitung titelte: "Eine Stadt verneigt sich". Schon bald nach seinem Tod hat die Stadt ihrem "Stadtheiligen", wie Johannes Eschweiler Erlemann mit einem Lächeln und viel Zuneigung nennt, den Platz vor der Kirche gewidmet.
Johannes Eschweiler zeigt den Edmund Erlemann Platz. Er sorgt sich um den Platz, vor allem deswegen sind wir hier: "Die Stadt will den ganzen Platz umbauen. Die Bäume sollen fast alle weg, mehr Gastronomie soll her. Daran ist ja nichts falsch. Falsch ist, dass es dann keinen Platz mehr für die Armen gibt." Der Platz solle, fordert Eschweiler, "ein Platz der Begegnung bleiben, ein Platz für alle Menschen.
Ein Drittel aller Kinder lebt von Hartz IV
Denn Mönchengladbach ist eine arme Stadt. Der Niedergang der Textilindustrie hat viele Menschen in der Stadt, in der große Textilfabriken angesiedelt waren und die eine nach der anderen insolvent wurden, arbeitslos werden lassen. Aus der Armut kamen sie mangels anderer Arbeit nicht mehr heraus. Eschweiler hat in vielen Projekten, Seite an Seite mit Erlemann, versucht, zu retten, was zu retten ist. Lösungen zu finden. So entstand vor 35 Jahren der Volksverein, eine große gGmbH, die vielen Menschen neue Arbeit gab oder half, Arbeit zu finden und zu behalten.
Eschweiler, heute Vorsitzender der Stiftung Volksverein, will weiter für die Armen und Arbeitslosen in der Stadt kämpfen. Da geht es darum, dass der Edmund Erlemann Platz für alle Menschen offen bleibt - aber auch darum, dass die Stadt endlich neue Sozialwohnungen in Angriff nimmt: "Die Stadt kann doch nicht nur die Menschen anlocken wollen, denen Düsseldorf zu teuer ist!" empört sich Eschweiler.
Oma geht es gut. Und Olga?
Im Edmund Erlemann Haus, das mit den Möbeln, Büchern und alten Martinslaternen von Eddie Erlemann eingerichtet ist, erzählt Eschweiler, wie er, neben den Ehrenämtern im Volksverein, auch sein ganzes Arbeitsleben den Armen, Arbeitslosen und den Menschen in der Arbeitswelt widmet. Ganz oben auf liegt dabei gerade seine Unterstützung für das noch ganz junge Projekt "Respekt". Ganz schwieriges Pflaster!
Denn das Projekt "Respekt", getragen von der Arbeitnehmer- und Betriebsseelsorge im Bistum Aachen, der KAB, der katholischen Arbeitnehmerbewegung, den Steyler Missionsschwestern und anderen, engagiert sich für Wanderarbeiter und Arbeiterinnen aus Polen."Respekt " schafft zu einem einen Ort, an dem die Wanderarbeiter sich vernetzen und Hilfe finden können. Und zum anderen will die Kampagne des Projektes, "Oma geht es gut. Und Olga?", aufrütteln und über die respekt-, zum Teil sogar würdelosen Bedingungen informieren.
Johannes Eschweiler schimpft: "Ich sehe unwürdigste Bedingungen: da muss eine Pflegekraft zum Beispiel morgens in den Stall und Kühe melken, die zweite versorgt eine ganze Familie, die dritte schläft im Zimmer ihres alten Patienten." Die Frauen, leben oft in Schwarzarbeit oder Scheinselbstständigkeit "und arbeiten 24 Stunden, 7 Tage die Woche, haben aber kaum Rechte."
Viel zu tun für Johannes Eschweiler, der "den Armen" nicht von der Seite weichen wird. "Jetzt erst recht nicht!"
Angela Krumpen