Nachrichtenarchiv 01.01.2004 00:00

Ich brauche euch zum Leben - Krebs, wie Familie und Freunde helfen können

 (DR)

Insgesamt leben ungefähr fünf Millionen krebskranke Menschen in Deutschland. Jedes Jahr erkranken 360 000 neu. Das bedeutet, dass alle anderthalb Minuten ein Mensch die Diagnose Krebs erfährt. Berücksichtigt man die Familie und Freunde der Erkrankten, so sind Abermillionen Menschen betroffen. "Krebs geht uns alle an", so Annette Rexrodt von Fircks.
Auf ihren Lesungen und Vorträgen ist Annette Rexrodt von Fircks nicht nur Krebspatienten sondern mindestens ebenso vielen Angehörigen und Freunden von Erkrankten unter ihren Zuhörern begegnet. In den Gesprächen mit ihnen entstand bei ihr der Eindruck, dass sie oftmals fast noch verzweifelter sind als die Betroffenen selbst. Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit kommen in ihren wiederkehrenden Äußerungen zum Ausdruck: Wie kann ich bloß helfen? Man hat das Gefühl völlig nutzlos zu sein.
Ich habe wahnsinnige Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren.
In ihrem neuen Buch erzählt Annette Rexrodt von Fircks anhand ihrer eigenen Erfahrungen und der Begegnungen mit Krebskranken und deren Angehörigen einfühlsam, klug und voller Verständnis, was wir tun können, um einander in einer solch extrem belastenden Situation zu tragen. Die Autorin berichtet davon, wie es sie mit Hilfe ihrer Familie und ihrer Freundin Carmen geschafft hat, mit dem Krebs zu leben. Der Weg dahin war nicht geradlinig, sondern voller Einsamkeit, Missverständnisse und gegenseitiger Überforderung - aber auch voller Liebe und dem stetigen Bemühen, einander zu verstehen. Viele Dinge müssen auf dem Weg gelernt werden, vor allem: miteinander zu reden. Wünsche, Bedürfnisse, Ängste und Sorgen sollen formuliert, Grenzen und Entscheidungen respektiert werden - auf beiden Seiten, sowohl von dem Erkrankten als auch von seinen Angehörigen. Es galt, für ihre Familie, mit ihrer Freundin ein Team zu bilden und eine wohldurchdachte Strategie zu entwickeln, um einerseits den Heilungsprozess zu stärken und andererseits das Leben jedes einzelnen zu erleichtern. Annette Rexrodt von Fircks: "Als Betroffene brauchte ich das Gefühl: Wie auch immer ich mich entscheiden werde, Freunde und Familie stehen zu mir. Ich bekomme Raum für Stille und ehrliche Gespräche, die mir die Hoffnung lassen für den kommenden Augenblick, der auch das Morgen mitbestimmt."
Patentrezepte für die "richtige" Bewältigung einer solchen Krise gibt es nicht, dazu sind die Menschen und Situationen zu verschieden, aber es gibt "gute" Wege - welche das sein können beschreibt die Autorin in diesem wichtigen Buch.