Von Heinrich von Kleist

Der zerbrochene Krug

 (DR)

Am Morgen eines Gerichtstages befindet sich Dorfrichter Adam in denkbar schlechter Verfassung: sein Gesicht und sein Bein sind verletzt, und er vermisst seine Perücke, Symbol der Amtswürde. Zu allem Überfluss kündigt ihm sein Schreiber Licht auch noch die überraschende Revisionsvisite des Gerichtsrats Walter an. Während Adam gegenüber Licht und Walter immer neue Erklärungen für seinen derangierten Zustand vorbringt, treffen die Prozessbeteiligten ein: Marthe Rull klagt Ruprecht, den Verlobten ihrer Tochter Eve, an, letzte Nacht in Eves Kammer einen kostbaren Krug zerschlagen zu haben. Ruprecht dagegen behauptet, er habe einen anderen Mann im Zimmer seiner Braut überrascht, und dieser habe auf der Flucht vor ihm den Krug vom Sims gestoßen. Er beschimpft Eve als Dirne. Richter Adam gelingt es immer weniger zu verheimlichen, dass er über sich selbst zu Gericht sitzt. Zwischen Vertuschung und Aufklärung schlingert die Verhandlung doppelbödig der Katastrophe zu.