Hoffmanns Erzählungen

Les contes d'Hoffmann

 (DR)

Der Titel ist für eine Oper genau betrachtet sonderbar: Erzählungen auf der Opernbühne? Das widerspricht eigentlich der genuinen Unmittelbarkeit des Musiktheaters. Aber Offenbach treibt mit den Zuschauern sein verwirrendes Spiel. Seine Hauptfigur, der deutsche Dichter, E.T.A. Hoffmann erzählt in Luthers Weinkeller die Geschichten seiner Lieben während er auf seine aktuelle Angebetete, die Sängerin Stella, wartet. Dabei konsumiert er Wein in beträchtlichen Mengen. Durch seine Perspektive, seine erzählerische Macht, evoziert und gleichzeitig brillant ironisch kommentiert von Offenbachs Musik liebt der Zuschauer zusammen mit Hoffmann Olympia, Antonia und Giulietta – in allen Fällen sind Anfang und Ende der Affären gefährliche Sinnestäuschungen, die das Publikum in Hoffmanns Perspektive berauschend miterfährt. Als er mit seinen Erzählungen zu Ende ist, liegt er sturzbetrunken auf dem Tisch. Realität und Fiktion sind ihm, aber auch dem Zuschauer völlig durcheinander geraten und nicht mehr zu trennen. Das Werk endet, anders als Offenbachs Operetten mit melancholischen Fragen: Wie sehr stehen unsere Träume unserem Glück im Weg, gibt es überhaupt Realität und wieviel muss man lieben und trinken um ein Dichter zu werden ?